Religionsvertreter rufen zur Freilassung israelischer Geiseln auf
Langen/Bonn ‐ Bischöfe und Vertreter muslimischer Organisationen sind im hessischen Langen zusammengekommen, um über interreligiöse Beziehungen in Deutschland sowie die Situation im Nahen Osten zu sprechen. Mit Blick auf den Terror der Hamas fanden sie klare Worte.
Aktualisiert: 10.11.2023
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Auch der Krieg im Nahen Osten war Thema des jüngsten Spitzengesprächs zwischen den katholischen deutschen Bischöfe und Vertretern der Islamverbände in Deutschland. „Wir verurteilen die perfiden Terrorattacken der Hamas vom 7. Oktober 2023 und rufen zu einer raschen Freilassung der Geiseln auf“, hielten die Teilnehmer der Zusammenkunft laut Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag fest. Das Treffen selbst fand am Mittwoch im hessischen Langen in den Räumen der dortigen Gemeinde der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) statt.
„Unsere Gebete gelten den vielen Zivilisten in Israel und Palästina, die den Tod gefunden haben und verwundet wurden“, so die Bischöfe und Vertreter der im Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) zusammengeschlossenen Verbände. „Das Existenzrecht Israels steht für uns ebenso außer Frage wie das Recht der Palästinenser auf ihren eigenen Staat. Die humanitäre Lage in Gaza schreit zum Himmel. Das Blut unschuldiger Zivilisten darf nicht länger vergossen werden.“
Die Teilnehmer des Spitzentreffens in Langen sprachen sich für einen Friedensprozess aus. „Ein dauerhaftes Ende der Gewalteskalation im Nahen Osten wird es nur durch einen gerechten Frieden zwischen Israelis und Palästinensern geben.“
Aufmerksam beobachten die Bischöfe und Repräsentanten der Islamverbände die Auswirkungen des Krieges auf die öffentliche Debatte und die Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften in Deutschland. „Den aufflammenden Antisemitismus und die wachsende Islamfeindlichkeit nehmen wir mit Sorge wahr. Gemeinsam treten wir für Toleranz und Frieden ein. Wir verurteilen Übergriffe auf jüdische und muslimische Gotteshäuser. Mit Entschiedenheit engagieren wir uns für eine gemeinsame Zukunft jüdischen, christlichen und muslimischen Lebens und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land.“
Theologisches Dialogverständnis im Fokus des Gesprächs
Neben der Situation im Nahen Osten sprachen die Religionsvertreter auch über das theologische Dialogverständnis von Christen und Muslimen, die religiöse Bildung junger Menschen in Deutschland sowie der Krieg im Nahen Osten und seine Auswirkungen auf die interreligiösen Beziehungen. In seiner Begrüßung betonte KRM-Sprecher, Laurent Ibra von der Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland, als Rechtschaffene und Gläubige würden Juden, Christen und Sabier im Koran vor Gott gleich den Muslimen wertgeschätzt (Koran 2:62). „Unser Glaube gebietet uns Dialog (Koran 49:13). Auch wenn wir manchmal unterschiedlicher Meinung sind, sollen wir diesen Unterschieden mit Respekt begegnen und sie akzeptieren. Die Vielfalt der Menschen ist vom Schöpfer als Bereicherung beschrieben. Nicht immer müssen wir einer Meinung sein, aber immer sollten wir bestrebt sein, einen gemeinsamen Weg im Sinne der Schöpfung, die uns im monotheistischen Glauben verbindet, zu suchen und zu finden. Selten waren diese Haltung und der Bedarf nach dem Dialog so wichtig und notwendig wie heutzutage. Gemeinsam müssen wir uns für einen jeden Menschen als Gottesgeschöpf und unsere Menschlichkeit stark machen.“
Der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Weltkirche-Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), hob hervor, beim Dialog gehe es darum, einander wirklich zuzuhören. „Statt Vorurteile zu nähren und Klischees zu bedienen, wollen wir den Standpunkt des anderen ernsthaft verstehen lernen. Dazu gehört manchmal auch eine kritische Auseinandersetzung. Vor allem aber bedarf es einer Haltung der Wertschätzung. Für katholische Christen wurde ein wertschätzender Blick auf Muslime in der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils Nostra aetate theologisch grundgelegt; das ist für uns die Richtschnur. Und noch etwas ist wesentlich: Wir begegnen uns als Gläubige und lernen uns auch geistlich besser kennen“, so Meier.
Mit Blick auf den Stellenwert des christlich-muslimischen Dialogs wurde unter anderem die bleibende Bedeutung des Abu-Dhabi-Dokuments hervorgehoben, das Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyib 2019 gemeinsam unterzeichnet haben. Es wurde daran erinnert, dass das Potenzial, das dem Begriff der Geschwisterlichkeit für ein vertieftes interreligiöses Miteinander innewohnt, vielfach noch nicht ausgeschöpft worden sei. Hinsichtlich der Weitergabe des Glaubens an junge Christen und Muslime in Deutschland wurden bei dem Gespräch nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die Chancen einer säkularen und pluralen Lebenswirklichkeit thematisiert.
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