Stille Einstimmung auf die Weltsynode im Vatikan
Vatikanstadt ‐ Im Vatikan folgen Großereignisse dicht an dicht. Gleich zweimal füllte sich am Samstag der Petersplatz. Am Abend gestalteten vor allem junge Leute eine ökumenische Andacht für Einheit und Frieden.
Aktualisiert: 02.10.2023
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Stille herrschte am Abend auf dem Petersplatz. Während die Sonne hinter Sankt Peter unterging, schwiegen rund 18.000 Christen achteinhalb Minuten lang für den Frieden. Gemeinsam mit dem Papst und 19 weiteren Vertetern christlicher Kirchen hatten sie sich zu einer ökumenischen Andacht für die kommende Weltsynode versammelt.
Anders als bei der Kardinalsversammlung vor der Basilika am Samstagmorgen standen dabei nicht die Würdenträger im Mittelpunkt, sondern das Kreuz von San Damiano, auch bekannt als Franziskus-Kreuz, und eine Marienikone. Ihnen gehörte die Bühne; die Kirchenvertreter saßen im Halbkreis eine Ebene tiefer.
Organisiert hatte das Ereignis die Gemeinschaft von Taize, gemeinsam mit christlichen Gemeinden und Vertreterinnen und Vertretern von Jugendorganisationen. So waren es nicht rein kirchliche, sondern auch gesellschaftliche Themen, die den Abend bestimmten. Eine Rettungsweste und Blumen vor dem Kreuz sollten an Geflüchtete und Migranten erinnern, ein symbolischer Wald vor dem Petersdom an Klimawandel und den Schutz der Umwelt.
Betroffeneninitiativen machen auf Missbrauch aufmerksam
Gemeinsam beteten die Gläubigen für die Opfer von Kriegen etwa in der Ukraine, Syrien, Äthiopien oder dem Sudan. Untermalt wurde das Programm von Liedern aus allen Kontinenten, gesungen von Chören aus dem Libanon, der Ukraine oder Lateinamerika.
Während es im Vatikan ruhig zuging, demonstrierten nur wenige hundert Meter entfernt Missbrauchsbetroffene lautstark gegen sexuelle Gewalt in der Kirche. „Was wollen wir? – Null Toleranz! – Wann? – Jetzt!“ riefen die rund 70 Frauen und Männer von Betroffeneninitiativen aus etwa 20 Ländern. Dabei hielten sie die Fotos von Opfern sexualisierter Gewalt in die Höhe.
Sie alle kämen aus unterschiedlichen Ländern und Lebenswirklichkeiten, sagte der Sprecher der deutschen Initiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch. Vereint seien sie aber in der Erfahrung eines Unrechts, das systemische Ursachen habe. „Wenn wir unsere Erfahrung teilen, gibt uns das Kraft und Hoffnung“, sagte Katsch.
Auf das Thema aufmerksam machen wollten sie auch die Teilnehmenden der Weltsynode. Die 464 Männer und Frauen waren in den vergangenen Tagen in Rom angereist. Beim Abendgebet auf dem Petersplatz wandte sich der Papst in seiner Predigt an sie, als er die Bedeutung von Stille erklärte.
Besinnungstage für Synoden-Teilnehmende
Die Wahrheit brauche kein gewaltiges Geschrei, um die Herzen der Menschen zu erreichen, erklärte er. Erst Schweigen ermögliche in der kirchlichen Gemeinschaft eine geschwisterliche Kommunikation und das Hören auf den Willen Gottes, so Franziskus weiter. „Bitten wir darum, dass die Synode ein guter Moment der Geschwisterlichkeit wird, ein Ort, an dem der Heilige Geist die Kirche von Geschwätz, Ideologien und Polarisierungen reinigt.“
Während die Synodenmütter und -väter nach dem Gebet zu Besinnungstagen in einem Haus nahe Rom aufbrachen, hält sich eine Gruppe von knapp 40 jungen Menschen aus Deutschland noch bis Sonntagabend in der Ewigen Stadt auf. Sie waren aus Fulda und Mainz angereist, um mehr über die Ausrichtung der Weltsynode zu erfahren.
Dazu trafen sie deutschsprachige Beteiligte der Versammlung. Einblicke in eine andere Art der Kommunikation hätten sie dabei etwa erhalten, hieß es. Das habe zum Nachdenken angeregt, etwa über ein anderes Miteinanderreden und Zuhören, berichtete Nadine Wacker aus Mainz. Sie leitet dort den katholischen Jugendverband BDKJ auf Bistumsebene und hat die Fahrt im Auftrag des Mainzer Weihbischofs Udo Bentz organisiert. Überrascht zeigten sich die jungen Deutschen von der positiven Haltung zu dem Projekt Weltsynode in Rom. Nach den Gesprächen wollen sie das kommende Ereignis intensiv verfolgen.
KNA