Internationaler Tag gegen Hexenwahn

Missio: Mindestens 44 Länder von Gewalt und Hexenwahn betroffen

Aachen ‐ Der Glaube an Hexerei ist auch heute noch weit verbreitet – und für Beschuldigte sehr gefährlich. Missio Aachen ruft zum verstärkten Engagement gegen Menschenrechtsverletzungen im Zeichen des Aberglaubens auf.

Erstellt: 09.08.2023
Aktualisiert: 08.08.2023
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Nach Recherchen des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio in Aachen sind Menschenrechtsverletzungen durch Aberglauben und Hexenwahn weltweit verbreitet. „In 44 Ländern der Welt laufen Frauen, Kinder und Männer Gefahr, als vermeintliche Hexen oder Hexer stigmatisiert, gefoltert und getötet zu werden“, erklärt Dr. Gregor von Fürstenberg, Vizepräsident von Missio Aachen. Um auf das Schicksal der Betroffenen aufmerksam zu machen, hatte Missio vor einigen Jahren jeweils für den 10. August den Internationalen Tag gegen Hexenwahn ausgerufen.

Anlässlich des diesjährigen Internationalen Tags gegen Hexenwahn am 10. August veröffentlichte Missio Aachen nun eine Weltkarte, auf der die meisten betroffenen Länder verzeichnet sind. Dazu beispielsweise Benin, Ghana, Papua-Neuguinea und die Demokratische Republik Kongo.

Erschreckendes Ausmaß

Bei der Recherche griff Missio Aachen auf zahlreiche Quellen wie etwa Menschenrechtsorganisationen, wissenschaftliche Studien und Augenzeugenberichte zurück. „Wir dürfen unsere Augen nicht vor diesen Diskriminierungen und Gewaltverbrechen verschließen, die in diesen Ländern Tag für Tag verübt werden“, fordert von Fürstenberg.

Infografik Hexenwahn in 44 Ländern
Bild: © Missio Aachen

Länder, in denen Frauen, Kinder und Männer in Gefahr sind, als Hexen stigmatisiert, gefoltert und getötet zu werden (Stand: 2023)

Auf den dramatischen Anstieg und das weltweite Ausmaß dieser Gewaltverbrechen weisen auch Experten wie Dr. Werner Tschacher hin. „In den letzten 60 Jahren wurden weltweit mehr Menschen als vermeintliche Hexen und Hexer getötet als in circa 350 Jahren europäischer Hexenjagden zusammen“, so der Historiker, der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt. Daher richtet Missio nun einen Appell an die Politik, Strafverfolgung und an die Zivilgesellschaft in den betroffenen Ländern, das Engagement gegen Menschenrechtsverletzungen im Zeichen des Aberglaubens zu verstärken.

Missio-Partner setzen sich für Betroffene ein

In Papua-Neuguinea hat Schwester Lorena Jenal, Projektpartnerin von Missio, mit ihrem Team in den vergangenen Jahren 220 Frauen vor dem Foltertod gerettet und einem Schutzzentrum untergebracht. Das Zentrum wurde mit Hilfe von Spenden aus Deutschland und der Schweiz aufgebaut. „Mutige Menschen wie Schwester Lorena verdienen unsere Unterstützung“, sagt der Vizepräsident des Hilfswerks.

Benin-Projekt: Franziskaner Pere Auguste setzt sich für Menschen ein, die als Hexen stigmatisiert werden
Bild: © Bettina Flitner / Missio Aachen

Franziskaner Pere Auguste setzt sich für Menschen ein, die als angebliche Hexen stigmatisiert werden

In Benin werden sogar Neugeborene Opfer von Aberglauben und Hexenwahn, wenn sie etwa durch eine Steißgeburt oder eine Frühgeburt im achten Monat zur Welt kommen. Die Zahl acht gilt insbesondere in Nordbenin vielen Menschen als böses Omen.

„In einigen Regionen wurde jedes zehnte Baby getötet“, weiß der Franziskaner Père Auguste, ein weiterer Projektpartner von Missio und dem Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘. Der Ordensmann hat bereits vor den Vereinten Nationen über diese Kindsmorde berichtet und in Benin an einem Gesetz mitgewirkt, das diese verhindern soll.

Zudem hat Père Auguste ein Kampagnen-Team mit 100 Freiwilligen aufgebaut, das mit Unterstützung von Missio und dem Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ in Dörfern gegen Aberglauben und Gewalt kämpft. Nach seinen Angaben ist die Todesrate in den meisten Regionen inzwischen spürbar gesunken.

Mehr Informationen

Das Hilfswerk Missio Aachen hat eine Seite mit Informationsmaterial und Hintergrundinformationen zum Thema Hexenwahn bereitgestellt.

Missio/weltkirche.de

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