
Missio: Hexenjagd nimmt zu – mehr Opfer als in der frühen Neuzeit
Aachen ‐ Gewalt gegen Frauen wegen angeblicher Hexerei: In 46 Ländern wurden zuletzt derartige Fälle dokumentiert. Das Hilfswerk Missio warnt vor weiter steigenden Zahlen. Auch betrifft die Problematik neue Regionen.
Aktualisiert: 06.08.2025
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Verfolgung und Stigmatisierung von Frauen als vermeintliche Hexen haben nach Hilfswerksangaben zuletzt wieder zugenommen. Für das laufende Jahr wurden in 46 Ländern der Erde Gewalttaten gegen Menschen dokumentiert, denen Hexerei vorgeworfen wird, wie das katholische Hilfswerk Missio Aachen am Dienstag mitteilte. Dies betreffe etwa Papua-Neuguinea, Benin, Ghana, Tansania oder Niger. Betroffen seien vor allem Frauen und Mädchen.
Das Hilfswerk äußert sich zum internationalen Tag gegen den Hexenwahn am Sonntag (10. August). Die moderne Hexenverfolgung habe inzwischen mehr Todesopfer gefordert als die im Europa der frühen Neuzeit, erklärte Missio weiter. Das Hilfswerk beruft sich auf Schätzungen des Kölner Historikers Werner Tschacher. Demnach wurden seit 1960 weltweit mindestens 55.000 Menschen wegen angeblicher Hexerei getötet. Für die Zeit der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert gehen Tschachers Schätzungen von rund 50.000 Todesopfern aus.
Zuletzt hatten kirchliche Partner von Missio Aachen demnach ein Projekt in Niger gestartet, bei dem über 800 Betroffene betreut werden. Dass in dem westafrikanischen Land entsprechende Fälle auftraten, ist demnach eine neue Entwicklung. Insgesamt hat missio nach eigenen Angaben in den vergangenen sechs Jahren Projekte gefördert, die über 3.300 Menschen schützen konnten - mit medizinischer Versorgung, Unterkunft oder psychosozialer Hilfe. „Für viele war es buchstäblich eine Rettung in letzter Minute“, so das Hilfswerk.
Das Ausmaß dieser Art von Menschenrechtsverletzung sei noch zu wenig bekannt, mahnte Historiker Tschacher – und die Tendenz steige: „Angesichts von Klimakrise, Ressourcenkämpfen, Epidemien und Hunger erwarte ich steigende Opferzahlen, da in unter Druck stehenden Gesellschaften Sündenböcke gesucht und gefunden werden.“
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KNA

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