Vor zehn Jahren starb Südafrikas Nationalheld
Johannesburg/Pretoria ‐ Der Geist von Nelson Mandela lebt weiter. Zwar ist die Apartheid längst offiziell überwunden, aber Südafrika und den Kontinent quälen neue Probleme. Im Zeichen der Symbolfigur Mandela sollen sie gemildert werden.
Aktualisiert: 17.07.2023
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Südafrika gedenkt am Dienstag (18. Juli) abermals seines Nationalhelden. Thema des diesjährigen Internationalen Nelson-Mandela-Tages ist Ernährungssicherheit in Zeiten des Klimawandels. Unter dem Motto „Klima, Nahrung und Solidarität“ werden an dem Aktionstag in Südafrika und rund um Welt Obstbäume gepflanzt und Gemeinschaftsgärten angelegt.
Die Stiftung des Friedensnobelpreisträgers (1918-2013) rief zum „dringenden Handeln“ auf: Angesichts voranschreitender Klimaveränderungen sei es wichtiger denn je, die Lebensmittelversorgung von Milliarden Menschen weltweit sicherzustellen. Daneben machte auch die südafrikanische Regierung auf das Problem aufmerksam: „Die verheerenden Überschwemmungen von April 2022 und in jüngster Vergangenheit haben die Herausforderung von Ernährungsunsicherheit verschärft, da viele Farmer nicht produzieren konnten“, so Regierungssprecherin Nomonde Mnukwa. Sie rief die Südafrikaner anlässlich des Mandela-Tags dazu auf, hilfsbedürftige Nachbarn zu unterstützen.
Mit der Wahl Nelson Mandelas zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas hatte die Kap-Republik vor 29 Jahren die Apartheid besiegt. 2023 begeht das Land den 105. Geburtstag des Staatsvaters. Dieser hatte zu Lebzeiten einen Feiertag zu seinen Ehren abgelehnt und sich stattdessen einen Aktionstag gewünscht. 2009 riefen die Vereinten Nationen den „Nelson Mandela International Day“ aus. Weltweit sind Menschen an dem Tag aufgerufen, 67 Minuten wohltätige Arbeit zu verrichten. Die Zahl erinnert an 67 Jahre, die Mandela für Freiheit kämpfte.
1944 war er dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) beigetreten und baute zusammen mit Mitstreitern dessen Jugendorganisation auf. Wegen seines politischen Engagements gegen die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung durch die herrschende weiße Minderheit musste er die Universität verlassen. 1964 bezahlte Mandela seinen unermüdlichen Widerstand gegen die Apartheid mit einer Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen „Sabotage“ und angeblicher Planung des bewaffneten Kampfes. Doch auch in der Haft blieb er die weltweite Symbolfigur für die Forderung nach Gleichberechtigung. 1990 wurde Mandela schließlich aus dem Gefängnis entlassen und erhielt drei Jahre später den Friedensnobelpreis.
Tradition hat inzwischen die Kampagne „67 Blankets for Nelson Mandela Day“: Rund um die Welt stricken Menschen Decken und Schals, um sie am Mandela-Tag an Hilfsbedürftige zu spenden. In zehn Jahren wurden mehr als 160.000 handgemachte Decken verteilt. Ein Einkaufszentrum in Johannesburg zeigt in diesem Jahr eine Ausstellung der schönsten Decken, die bisher entstanden.
Der diesjährige Gedenktag wird überschattet von einer Energiekrise, hohen Arbeitslosenzahlen und Korruptionsskandalen. Seit Jahresbeginn mehren sich Stimmen, die Südafrika als „gescheiterten Staat“ bezeichnen. Eine Regierungsvertreterin betonte diese Woche, dass viele Südafrikaner dem Fehlglauben unterlagen, die Demokratie würde alle gesellschaftlichen Herausforderungen lösen. Entsprechend müsse jeder Südafrikaner selbst die Zukunft mitgestalten.
Allerdings wächst die Kritik am regierenden ANC im Jahr vor den Parlamentswahlen zusehends. „Würde Mandela sehen, wie gierig und korrupt seine damaligen Kameraden geworden sind und keinerlei Interesse mehr an der Bevölkerung haben - das würde sein Herz brechen“, sagte eine Bewohnerin der Verwaltungshauptstadt Pretoria der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Nichtsdestotrotz lebe Mandelas Traum weiter: „Ich erlebe täglich, wie die verschiedenen Volksgruppen einander helfen.“
KNA