Nach Besuchen in Kiew und Moskau

Kiews Vatikanbotschafter sieht Zuppis Mission positiv

Rom ‐ In einem Interview sagte Andrij Jurasch, nach früheren Verstimmungen verbessere sich das Klima zwischen Kiew und dem Vatikan.

Erstellt: 06.07.2023
Aktualisiert: 10.07.2023
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Der Vatikanbotschafter der Ukraine beurteilt den bisherigen Verlauf der Friedensmission von Kardinal Matteo Zuppi positiv. In einem Interview mit der katholischen Tageszeitung „Avvenire“ (Donnerstag) sagte Andrij Jurasch, nach früheren Verstimmungen zwischen der Ukraine und dem Heiligen Stuhl verbessere sich nun das Klima zwischen Kiew und Rom.

Dies zeige sich schon allein an der Behandlung, die Zuppi in Kiew erfahren habe. Der Empfang sei herzlich gewesen, er habe mit Präsident Wolodymyr Selenskyj gesprochen, in Moskau hingegen nur mit einem Beamten.

Auch habe Selenskyj seine Einladung an Franziskus zu einer Reise in die Ukraine erneuert. Wenn sie zustande käme, wäre es „ein apostolischer Besuch in dem Sinne, dass der Apostel sich einem leidenden Volk nähert“.

Laut Jurasch ist es entscheidend, dass Zuppi bei seinem Besuch in Kiew gesagt habe, es müsse einen „gerechten Frieden“ geben. Der Papst habe verstanden, dass die Ukraine keine andere Wahl habe, als ihr Land zu verteidigen, um zu überleben. Selenskyj habe Kardinal Zuppi erklärt, dass die Ukraine nicht bereit sei, „Verhandlungen aufzunehmen, auch nicht mit der Hilfe einer dritten Partei, die einen Gebietsverlust beinhalten, um den Krieg zu beenden“.

Dennoch sei die Ukraine „offen für klare Vereinbarungen und für jeden Vorschlag zu Themen, die es ermöglichen, klar definierte Ziele zu erreichen“. In diesem Kontext nannte der ukrainische Diplomat den Gefangenenaustausch; hier sei der Papst bereits ein Vermittler im humanitären Sinn.

Ähnlich sei es mit der „Tragödie“ der Kinder, die nach Russland deportiert worden seien. Auch hier sei „jede Geste willkommen“. Jurasch fügte hinzu: „Ich bin überzeugt, dass der Papst zu jeder Anstrengung bereit ist.“

Kardinal Zuppi für Kompromisse

Für Kompromisse zwischen der Ukraine und Russland hat der Friedensgesandte des Papstes, Kardinal Matteo Zuppi, geworben. „Für die Ukraine bedeutet ein gerechter Friede, die Verhältnisse von vor dem Krieg wiederherzustellen“, sagte Zuppi laut dem Online-Portal Vatican News am Sonntagabend bei einer Veranstaltung im italienischen Potenza. „Für die Russen bedeutet es, die Gebiete zu annektieren, die ihrer Auffassung nach für Russland gestimmt haben.“ Für all diese Probleme müssten Lösungen gefunden werden.

Zuppi betonte zugleich, dass es im Ukraine-Krieg einen Aggressor und einen Angegriffenen gebe. „Die Verantwortlichkeiten darf man nicht durcheinanderbringen“, sagte er. Der Kardinal warb zudem für eine großangelegte Friedensinitiative Europas sowie für den Dialog. „Dialog ist ein Stoff, den man auf verschiedene Weise weben kann“, so Zuppi. Es brauche viele Initiativen, um das „empfindliche Gewebe des Friedens“ wiederherzustellen.

KNA

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