25 Jahre China-Zentrum
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25 Jahre China-Zentrum

Wirtschaftlich eine Supermacht, hoch technisiert, kulturell bedeutsam: China schickt sich an, eine Supermacht des 21. Jahrhunderts zu werden. Doch wer im Westen versteht das „Reich der Mitte“ und seine Jahrtausende alte Kultur? Eine Brücke zwischen den Kulturen und Religionen des Westens und Chinas will das China-Zentrum der katholischen Kirche in Sankt Augustin bei Bonn sein, das am Donnerstag sein 25-jähriges Bestehen feierte.

Erstellt: 12.04.2013
Aktualisiert: 19.03.2024
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Die Forschungs- und Begegnungsstätte war die Antwort der katholischen Kirche in Deutschland auf die Öffnungspolitik Chinas in den 1980er Jahren, berichtet der Direktor des Zentrums und Steyler Missionar Martin Welling. Auf der Suche nach alternativen Lebens- und Weltanschauungslösungen sei damals unter vielen Intellektuellen Chinas das Interesse am Christentum gewachsen.

Geschätzte 12 bis 14 Millionen Katholiken leben in der Volksrepublik – eine kleine Minderheit von knapp einem Prozent. „Viel zu klein, um von den Behörden als Bedrohung empfunden zu werden“, sagt Welling. „Wer sich der Partei unterordnet, kann seinen Glauben relativ frei leben.“ Dabei seien die Gemeinden „lebendig, hungrig nach Glaubenswissen und Weiterbildung, auch sozial engagiert, und immer sehr missionarisch orientiert“.

Einflüsse von außen verboten

Andererseits schränkt der chinesische Staat die Freiräume der Religionen erheblich ein. Paragraph 36 der chinesischen Verfassung, der die Religionsfreiheit garantiert, verbietet jegliche Einmischung von außen. Entsprechend sensibel reagieren die chinesischen Behörden auf mögliche Einflüsse aus dem Westen und auf Regelungsversuche des Vatikan, etwa bei Bischofsweihen.

Bild: © Missio

Auch das China-Zentrum muss deshalb mit Rückschlägen leben und viel Fingerspitzengefühl aufwenden. Dabei hilft, dass der 57-jährige Welling selber 22 Jahre in Taiwan gelebt hat und Provinzprokurator der China-Provinz der Steyler Missionare in Taiwan, Hongkong und in Festland-China war. „Manchmal fällt mir eher ein chinesisches Wort ein als ein deutsches“, sagt der Theologe, der seit einem Jahr das Zentrum leitet. Auch fünf der sechs Mitarbeiter – Sinologen, Chinawissenschaftler und Übersetzer – sprechen Chinesisch.

 

 

Steyler Missionare seit 134 Jahren in China

Getragen wird das China-Zentrum von Orden, katholischen Hilfswerken und Diözesen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Es kann damit auf eine lange China-Erfahrung aufbauen. Beispielsweise auf das Wissen der Steyler Missionare, die seit 134 Jahren im Reich der Mitte vertreten sind und deren wissenschaftliche Institute, Hochschule und Völkerkundemuseum in Sankt Augustin in unmittelbarer Nähe zum China-Zentrum liegen.

Dazu gehört auch das „Institut Monumenta Serica“, das in seiner Bibliothek mehr als 81.000 Bände in Chinesisch, Japanisch und westlichen Sprachen sowie 350 Zeitschriften als Wissensschatz zur Verfügung stellt. Seine Brückenfunktion erfüllt das China-Zentrum auch über die Zeitschrift „China heute“, das E-journal „Religions & Christianity in Today’s China (RCTC)“ sowie über Vorträge und Veranstaltungen. Seit mehr als 20 Jahren gibt es beispielsweise ein deutsch-chinesisches Studententreffen des Zentrums mit 70 bis 80 Teilnehmern aller Fachrichtungen.

Zugleich ist das China-Zentrum ein wichtiger Knotenpunkt im Netz ähnlicher Einrichtungen in Belgien, Frankreich, Spanien und Italien. „Der Pool China-erfahrener Leute in der europäischen Kirche wird eher kleiner“, sagt Welling auch mit Blick auf schwindenden Ordensnachwuchs. Umso wichtiger sei die europäische Vernetzung.

Vernetzung schafft das Institut auch durch die Begleitung von chinesischen Gästen in Deutschland und die Vorbereitung von China-Reisen deutscher Kirchenrepräsentanten. Darüber hinaus ermöglicht das China-Zentrum die Aus- und Weiterbildung von chinesischen Seminaristen, Priestern und Ordensschwestern. Derzeit leben und studieren 18 chinesische Theologen und Ordensleute in Sankt Augustin, besuchen die Theologische Hochschule der Steyler Missionare oder umliegende Universitäten. Künftig sollen auch verstärkt Laien theologisch weitergebildet werden.

 

Von Christoph Arens