China: Katholische Kirchennationalversammlung wählt neue Leitung
Wuhan ‐ An der Konferenz in Wuhan nahmen laut dem offiziellen Bericht von Patriotischer Vereinigung und Bischofskonferenz 345 Kleriker, Schwestern und Laien aus ganz China teil.
Aktualisiert: 27.09.2022
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Vom 18. bis 20. August 2022 tagte in Wuhan, Provinz Hubei, die 10. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas, das höchste Leitungsgremium der offiziellen katholischen Kirche.
Die Nationalversammlungen der fünf anerkannten Religionen Chinas müssen nach Vorgabe der staatlichen Religionspolitik alle fünf Jahre einberufen werden. Sie wählen die Leitung der offiziellen Organe der jeweiligen Religion – im katholischen Fall sind dies die Patriotische Vereinigung und die offizielle Bischofskonferenz –, verabschieden deren Statuten und legen Arbeitsziele für die kommenden Jahre fest. Beide Organe der katholischen Kirche haben in ihren Statuten das Prinzip der (in diesem Fall gemeint: von Rom) unabhängigen und autonomen Selbstverwaltung der Kirche festgeschrieben. Die offizielle Bischofskonferenz ist von Rom bislang nicht anerkannt. Die letzte, 9. Katholische Nationalversammlung fand vom 27. bis 29. Dezember 2016 in Beijing statt.
Auf der 10. Nationalversammlung wurde Bischof Shen Bin von Haimen zum neuen Vorsitzenden der Chinesischen katholischen Bischofskonferenz gewählt. Er löst damit Bischof Ma Yinglin von Kunming ab. Neuer Vorsitzender der Chinesischen katholischen Patriotischen Vereinigung ist der Beijinger Bischof Li Shan, er folgt Bischof Fang Xingyao von Linyi, Provinz Shandong, in dem Amt nach. Vorsitzender des neu eingerichteten Aufsichtsrats für die beiden Gremien wurde Bischof Zhan Silu von Mindong, Provinz Fujian.
Josef Shen Bin, Bischof von Haimen in der Küstenregion Jiangsu, wurde 1970 in eine katholische Familie geboren. Er studierte am Nationalseminar in Beijing und wurde 1996 zum Priester geweiht. Seine Bischofsweihe fand am 21. April 2010 in der Kathedrale von Nantong statt, mit päpstlichem Mandat und Anerkennung seitens der politischen Behörden. Bei der 9. Nationalversammlung der Vertreter der katholischen Kirche Chinas wurde er als einziger Bischof zum Vizepräsidenten sowohl der Patriotischen Vereinigung wie auch der Chinesischen Bischofskonferenz gewählt.
Der 1965 ebenfalls in einer katholischen Familie geborene Josef Li Shan wurde am 21. September 2007 mit Zustimmung des Papstes und der chinesischen Regierung in der Beijinger Kathedrale Nantang geweiht, zuvor war er Pfarrer in der Beijinger Ostkirche. 1989 war er zum Priester geweiht worden.
An der Konferenz in Wuhan nahmen laut dem offiziellen Bericht von Patriotischer Vereinigung und Bischofskonferenz 345 Kleriker, Schwestern und Laien aus ganz China teil. Cui Maohu, der neue Vizevorsitzende der Abteilung für Einheitsfrontarbeit der Kommunistischen Partei Chinas und Direktor des Nationalen Büros für religiöse Angelegenheiten, sowie Ning Yong, Mitglied des Ständigen Ausschusses des Provinzkomitees und Vorsitzender der Abteilung für Einheitsfrontarbeit der Provinz Hubei, hielten bei der Eröffnungszeremonie Reden. Bischof Li Shan hielt die Eröffnungsansprache, Bischof Shen Bin stellte den Arbeitsbericht vor, der die wichtigsten Arbeiten und Erfahrungen seit 2016 zusammenfasste und einen Ausblick auf die nächsten fünf Jahre gab, und Bischof Huang Bingzhang erläuterte die Änderungen in den Statuten von Patriotischer Vereinigung und Bischofskonferenz.
Laut dem offiziellen Bericht bestätigte Cui Maohu in seiner Rede die Arbeit von katholischer Patriotischer Vereinigung und Bischofskonferenz in den vergangenen sechs Jahren „voll und ganz“. In seiner Rede wies er darauf hin, dass die beiden Gremien seit der 9. Katholischen Nationalversammlung im Jahr 2016 ihre ideologische und politische Führung gestärkt, den Weg der unabhängigen und selbstverwalteten Kirche verfolgt, den Aufbau einer sinisierten Theologie vorangetrieben, China und die Kirche liebende kirchliche Talente herangebildet, energisch soziale Dienste geleistet und der Stärkung ihres eigenen Aufbaus große Bedeutung beigemessen hätten. Die Kirche habe bei ihrer Arbeit beachtliche Ergebnisse erzielt. Cui Maohu betonte weiterhin, dass die chinesische katholische Kirche die wichtigen Äußerungen des Generalsekretärs Xi Jinping zur religiösen Arbeit sowie die Entscheidungen des Zentralkomitees der Partei ernsthaft studieren und umsetzen sollte, am Prinzip der unabhängigen und selbstverwalteten Kirche festhalten, das Banner des Patriotismus und der Liebe zur Kirche hochhalten, den Prozess der Sinisierung des Katholizismus in China aktiv fördern, die strenge Führung der Kirche umfassend stärken, die Rolle patriotischer Organisationen spielen und die patriotischen Kräfte kontinuierlich stärken sollte.
In China gibt es neben der „offiziellen" Kirche auch noch eine Untergrundkirche.
Das China-Zentrum in St. Augustin bietet eine Vielzahl an aktuellen Publikationen zum Thema China und zur dortigen katholischen Kirche.