Symbolbild Bischöfe
Meinungsverschiedenheiten zwischen China und dem Vatikan

Der Fall Peng Weizhao

Die offizielle Kirche Chinas hat einen neuen „Weihbischof“ im Bistum Jiangxi installiert. Doch dieses existiert aus Sicht des Heiligen Stuhls gar nicht.

Erstellt: 18.01.2023
Aktualisiert: 30.01.2023
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Von Katharina Wenzel-Teuber (China-Zentrum)

Am 24. November wurde der vom Papst für das Bistum Yujiang in der Provinz Jiangxi ernannte und 2014 geweihte Untergrundbischof Peng Weizhao mit Approbation der (von Rom nicht anerkannten) Chinesischen Bischofskonferenz offiziell als „Weihbischof von Jiangxi“ installiert. Zuvor hatte er sein Amt als Bischof von Yujiang niedergelegt.

Die nach der vatikanischen Hierarchie bestehenden fünf Bistümer der Provinz Jiangxi, darunter Yujiang und Nanchang, wurden 1985 von der offiziellen Kirche bzw. den Behörden zur „Diözese Jiangxi“ zusammengelegt. Für die Behörden existiert die Diözese Yujiang also nicht.

Der Bischof von Nanchang (aus vatikanischer Sicht), Li Suguang, ist aus offizieller Sicht Bischof der vom Vatikan nicht anerkannten „Diözese Jiangxi“, weshalb Bischof Peng nach behördlicher Logik nur Weihbischof der Diözese Jiangxi werden konnte. Bei seiner öffentlichen Installation musste er, dem offiziellen Bericht zufolge, einen Amtseid ablegen, in dem er sich verpflichtete „am Prinzip der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung der Kirche festzuhalten“.

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Heiliger Stuhl: „Erstaunen und Bedauern“

Der Heilige Stuhl habe „mit Erstaunen und Bedauern“ die Nachricht von der „‚Einsetzungszeremonie‘“ von Msgr. Johannes Peng Weizhao als „‚Weihbischof von Jiangxi‘“, einer „vom Heiligen Stuhl nicht anerkannten Diözese“, zur Kenntnis genommen, heißt es in einem vom Presseamt des Heiligen Stuhls am 26. November veröffentlichten Kommuniqué. Dies stimme nicht mit dem Geist des Dialogs und dem überein, was im vorläufigen Abkommen über die Ernennung von Bischöfen vereinbart wurde, so das Kommuniqué weiter.

Darüber hinaus sei der „zivilrechtlichen Anerkennung“ des Bischofs ein „langanhaltender und starker Druck“ der Behörden vorausgegangen. Der Heilige Stuhl äußerte die Erwartung, dass der Vorfall geklärt werde und sich solches nicht wiederhole.

Dies war das erste Mal seit der Unterzeichnung des Abkommens 2018, dass der Vatikan in Form einer Pressemitteilung gegen das Vorgehen der chinesischen Seite protestierte. (Vorher äußerte er eher dezente und indirekte Kritik an Druckanwendung gegenüber Geistlichen im Untergrund, etwa in den „Pastoralen Richtlinien des Heiligen Stuhls für die zivile Registrierung des Klerus in China“ von 2019.) Warum gerade in diesem Fall?

Es könnte damit zusammenhängen, dass – wie etwa Massimo Introvigne in Bitter Winter vermutet – China das Abkommen möglicherweise so auslegt, dass eine Zustimmung des Papstes nur notwendig ist, wenn ein Bischof neu geweiht wird, nicht aber, wenn ein bereits geweihter Bischof in eine andere Diözese versetzt wird.

Nach dem Kirchenrecht benötigt aber jeder Diözesanbischof und Weihbischof zum Amtsantritt in einer Diözese ein apostolisches Ernennungsschreiben – auch wenn er zuvor schon Bischof war. Möglicherweise befürchtet man im Vatikan, dass China versuchen könnte, durch Versetzungen von Bischöfen wichtige vakante Diözesen ohne Zustimmung Roms nach seinem Wunsch zu besetzen, und legte deshalb öffentlichen Einspruch ein.

Ob es in dem Abkommen eine Absprache gibt bezüglich der Versetzung von Bischöfen und des Problems der zwischen Rom und Beijing strittigen Diözesangrenzen, das ja viele Diözesen in China betrifft, wissen wir nicht.

Unklar ist auch, ob ein jüngst am 8. November auf einer gemeinsamen Sitzung von Verantwortlichen der beiden offiziellen katholischen Leitungsgremien verabschiedetes Dokument, die „Vorschriften für die Bischofsarbeit des chinesischen Katholizismus“, für die Einsetzung von Bischof Peng als Weihbischof von Jiangxi eine Rolle gespielt hat. Der Inhalt dieser neuen Vorschriften ist unbekannt. Nach dem Arbeitsbericht, der auf der Nationalversammlung der chinesischen Katholiken im August d.J. vorgetragen wurde (vgl. China heute 2022, Nr. 3, S. 140-143), haben die offiziellen Leitungsgremien die „Liturgie für die Transformation und Installation von Untergrundbischöfen“ standardisiert und die Formel des Bischofseides revidiert. Beides dürfte bei der Installation von Bischof Peng angewendet worden sein.

Bischof Peng hat offenbar zugestimmt

Trotz einiger Opposition des Untergrundklerus in Yujiang habe Bischof Peng zugestimmt, Weihbischof von Bischof Li Suguang zu werden, schrieb AsiaNews. Der Fall zeige, so AsiaNews, „wie die chinesischen Behörden sowohl offizielle als auch Untergrundbischöfe unter Druck setzen und Diözesangrenzen entsprechend ihren eigenen politischen Zielen formen können, ohne allzu große Rücksicht auf die Verhandlungen mit dem Vatikan“

Ob der ungewohnt deutliche Einspruch des Vatikans Wirkung hat, wird die Zukunft zeigen. Im gleichen Kommuniqué hat er jedenfalls trotz der Unstimmigkeiten seine „volle Bereitschaft, den respektvollen Dialog über alle Fragen von gemeinsamem Interesse fortzusetzen“, bekräftigt. Der chinesische Außenamtssprecher – der angab, die konkreten Umstände des Falls nicht zu kennen – erklärte wiederum am 28. November die Bereitschaft Chinas, „kontinuierlich den freundschaftlichen Konsens mit dem Vatikan zu erweitern und gemeinsam den Geist des vorläufigen Abkommens zu bewahren“

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift China heute, die vom China-Zentrum in Sankt Augustin herausgegeben wird. Dort finden Sie auch die Quellen, die zur Erstellung genutzt wurden. Wir danken für die Erlaubnis zur Übernahme des Textes.