Zunehmende Regulierung des Internets behindert die Verkündigung in China
Am 24. Mai eines jeden Jahres ruft die katholische Kirche zum Gebet für die Christen in China auf. Weltkirche-Bischof Dr. Bertram Meier, wendet sich mit dem Gebetsanliegen an alle Gläubigen.
Aktualisiert: 27.09.2022
Lesedauer:
Am 24. Mai eines jeden Jahres ruft die katholische Kirche zum Gebet für die Christen in China auf. Der Gebetstag war im Jahr 2007 von Papst Benedikt XVI. am Fest „Maria, Hilfe der Christen“, der Muttergottes von Sheshan, begründet worden. Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, wendet sich mit diesem Gebetsanliegen an alle Gläubigen: „Setzen wir an diesem Tag gemeinsam ein Zeichen weltkirchlicher Solidarität, indem wir in den Fürbitten unserer Schwestern und Brüder in China gedenken.“
Weiter erklärt der Bischof zur gegenwärtigen Situation in China: „Bereits im Jahr 2020 ist unter dem Vorwand des Kampfes gegen die Corona-Pandemie die Verkündigung des Evangeliums in China deutlich schwieriger gemacht worden. Doch im vergangenen Jahr hat die Dynamik der Unterdrückung der Religionen in China noch einmal spürbar zugenommen. Den zahlreichen restriktiven Vorschriften über die religiösen Aktivitäten, für den Dienst der Amtsträger und die religiösen Stätten wurden am 1. März 2022 neue ‚Maßnahmen für die Verwaltung religiöser Informationsdienste im Internet‘ hinzugefügt. Diese Maßnahmen werden eine religiöse Information und Kommunikation über das Internet und in den sozialen Medien in absehbarer Zeit so gut wie unmöglich machen. Bereits jetzt geht die Zahl der in China sehr wichtigen Blogs und Internetforen, die sich mit christlichen Themen befassen, dramatisch zurück und ältere Beiträge werden gelöscht.“
Bischof Meier weist zugleich darauf hin, dass das bereits seit längerem bestehende Verbot, Kinder und Jugendliche mit Religion in Kontakt kommen zu lassen, in allen Teilen Chinas immer konsequenter durchgesetzt werde. Die Bildung von Kindern und Jugendlichen werde den Händen der Eltern zunehmend entzogen und religiöse Bildung so fast gänzlich unmöglich gemacht.
„Gerade in besonders katholischen Regionen Chinas wird die Bedrängung von Bischöfen, Priestern und Schwestern, die sich nicht der staatlich aufgenötigten offiziellen Vertretung des Katholizismus in China, der Patriotischen Vereinigung, anschließen, immer nachdrücklicher“, so Bischof Meier. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an Kardinal Joseph Zen, der vor einigen Tagen kurzzeitig verhaftet wurde – was als Maßnahme zur Einschüchterung der Kirche verstanden werden müsse. Der emeritierte Bischof von Hongkong ist als deutlicher Kritiker der restriktiven chinesischen Religionspolitik hervorgetreten. „Es geht der Kommunistischen Partei Chinas darum, die Amtsträger unter Kontrolle zu bringen und auf diesem Weg die Gläubigen zu kontrollieren und zu beeinflussen. Für manche Bischöfe sind Hausarrest und Gefängnis ein dauerhafter Lebenszustand. So auch für Bischof Cui Tai von Xuanhua. Er weigert sich, die Registrierung zu unterzeichnen, mit der er versprechen würde, sich mit aller Kraft für die Autonomie einer chinesisch-katholischen Kirche und damit für ihre faktische Loslösung vom Heiligen Vater und der römisch-katholischen Kirche einzusetzen.“
Wie in jedem Jahr ruft der Vorsitzende der Kommission Weltkirche zum Gebet auf: „Bitten wir am 24. Mai, dem Weltgebetstag für die Kirche in China, gemeinsam mit der Muttergottes von Sheshan, dass sich die Christen in China bald wieder der Glaubensfreiheit erfreuen dürfen und sie gemeinsam mit ihren Kindern ein reiches Glaubensleben führen können.“
Hintergrund
Am 24. Mai jedes Jahres findet die traditionelle Wallfahrt zum größten chinesischen Marienheiligtum Sheshan in der Nähe von Shanghai statt. Die katholische Kirche begeht weltweit an diesem Datum den Gebetstag für die Kirche in China, den Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 eingeführt hatte. Sie ruft alle katholischen Christen auf, im Gebet ihre Verbundenheit und Solidarität mit den Christen in China zu zeigen.