Chinesischer Jesuit: Toleranz bei Verhandlungen Vatikan-China
China/Vatikan ‐ Der chinesische Jesuitenpater Joseph Shih rät bei den Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China zu gegenseitiger Toleranz.
Aktualisiert: 19.03.2024
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Der chinesische Jesuitenpater Joseph Shih rät bei den Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China zu gegenseitiger Toleranz. Er wünsche sich, dass der Heilige Stuhl China bei den Gesprächen nicht mit „einem zu hohen und unrealistischen Ideal herausfordert“, sagte Shih in einem Interview der Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“.
Das würde „eine Entscheidung zwischen der Kirche und der chinesischen Regierung erzwingen“, so der aus Shanghai stammende Geistliche. Zudem mahnte er zur Vorsicht bei Kritik aus außen: Wer nicht in China lebe und sich in unangemessener Weise um das Schicksal der Katholiken im Land sorge, schade der dortigen Kirche nur.
China und der Heilige Stuhl verhandeln seit drei Jahren über eine Wiederaufnahme der vor 60 Jahren abgebrochenen diplomatischen Beziehungen. Ein Kompromiss, der von beiden Seiten Zugeständnisse verlangen würde, ist aus Sicht des ehemaligen Leiters der chinesischsprachigen Abteilung von Radio Vatikan nicht möglich. Dabei würde die katholische Kirche ihre Identität verlieren, so Shih. Er mahnte den Heiligen Stuhl, sich bei den Verhandlungen nicht gegen die Regierung zu stellen. Seiner Erfahrung nach wird gegenseitige Toleranz auch vor Ort bereits auf eine gewisse Weise praktiziert: „Ich kann nur sagen, dass die katholische Kirche in China existiert und funktioniert.“
Zum Fall des unter Hausarrest stehenden chinesischen Bischofs Thaddeus Ma Daqin sagte der in Shanghai lebende Jesuit, er sehe keine „Kehrtwende“ in dessen Verhalten, sondern vielmehr Ausdruck eines „gesunden Realismus“. Laut eigener Aussage kennt der Jesuit den Bischof gut. Ma versuche eine Wiederversöhnung mit der chinesischen Regierung und er hoffe, dass der Heilige Stuhl ihn dabei unterstütze, so Shih. Bischof Ma hatte mit dem Austritt aus der Katholischen Patriotischen Vereinigung (CCPA) am Tag seiner Bischofsweihe am 7. Juli 2012 im In- und Ausland für Aufsehen gesorgt. Später bereute er dies.
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