Frage: Bei dem Treffen wurde auch darüber gesprochen, welche Rolle die Kirche in einem Prozess der sozial-ökologischen Transformation einnehmen könnte. Geht es dabei nicht eher um technische, politische und wirtschaftliche Fragen? Was kann die Kirche hier überhaupt beitragen?
Wallacher: Das war ein großer Themenpunkt. Es waren vor allem auf deutscher Seite wirkliche Fachwissenschaftler dabei, die durchaus auch im säkularen Bereich führend in diesen Bereichen sind. Die haben sich die Frage gestellt, was ein spezifischer Beitrag der Kirche sein kann.
Einerseits geht es nicht ohne technische Lösungen und geeignete ökonomische Instrumente, Stichwort Bepreisung von CO2 und Umweltverbrauch. Aber diese sind immer nur eine notwendige und keineswegs hinreichende Voraussetzung. Wir brauchen auch einen Kulturwandel. Nachhaltige Entwicklung ist eine kulturelle Frage, eine Veränderung des Mindsets, individuell wie gesellschaftlich. Da kann die Kirche, dieser Referenzpunkt wurde immer wieder genannt, mit der Enzyklika Laudato si' wirklich einen wichtigen Beitrag durch ihr umfassendes, ganzheitliches Vorgehen leisten.
Das geht, indem man integriert die ökologischen und sozialen Fragen nennt und den ganzen Menschen in seinem Beziehungsgeflecht zu sich selbst, in der sozialen Dimension zu anderen Menschen, zur Umwelt oder Mitwelt, aber auch in der Perspektive der Transzendenz und damit auch in dem, was uns unverfügbar ist, wahrnimmt. Die Frage, wie dieses Potenzial eines ganzheitlichen Vorgehens und Menschenbildes eingebracht werden kann, machte einen großen Teil der Diskussionen aus.