Frage: Was sind die wichtigsten Schritte, die nun angegangen werden müssen, zum Beispiel im Hinblick auf die enorme Arbeitslosigkeit, die schlechte Ernährungslage usw.?
Ndlovu: Was die Regierung jetzt wirklich tun muss, ist, Reformen einzuleiten. Und sie müssen die alten Gesetze mit der neuen Verfassung in Einklang bringen (Derzeit gibt es eine reformierte Verfassung, die demokratische Grundfreiheiten garantiert, aber die Ausführungsgesetze wurden noch nicht angepasst). Etwa das „Gesetz über Ordnung und Sicherheit“, das Public Order and Security Act. Die Polizei kann danach noch immer jemanden ohne Prozess einsperren. Solche Gesetze müssen sie aufheben.
Und sie müssen die Sicherheit für jede Investition übernehmen, die im Land getätigt wird. Die Rechtsstaatlichkeit muss vorherrschen. Damit die Regierung nicht einfach Gerichtsentscheidungen ignorieren kann, wie sie es getan hatte, als sie die Landreform durchgedrückt hat. Und wenn das „land audit“, das Verfahren zur Überprüfung der produktiven Nutzung enteigneter Farmen, das sie nun eingerichtet haben, wirklich transparent ist und diejenigen identifiziert, die zahlreiche Farmen besitzen. Und wenn sie diese Besitzer bitten, die Farmen aufzugeben, die sie nicht nutzen, damit sie an die Armen, also die Landlosen, gegeben werden können. Und wenn dann die Armen gestärkt werden, dass sie aus diesem Stück Land etwas machen können. Dann wäre das ein Schritt in Richtung Ernährungssicherheit. Und wenn die, die kommen und zum Beispiel in Landwirtschaft investieren wollen, ein Joint Venture mit diesen Menschen eingehen würden, die willig sind, etwas für die Nation zu produzieren, dann wäre das ungeheuer wertvoll.
Frage: Simbabwe benötigt ja dringend Investitionen aus dem Ausland. Aber wer investieren will, braucht Vertrauen und Sicherheit.
Ndlovu: Das ist der Grund, warum es für uns so wichtig ist zuzuhören und die Meinungen der Abgeordneten, der Regierungsvertreter hier in Deutschland anzuhören. Denn wenn die Regierung dann im Amt ist, können wir sie beraten und sagen, schaut her, nehmt diesen Weg und Investitionen werden kommen.
Frage: Deshalb sind Sie hier?
Ndlovu: Ja, und wir schätzen die Gespräche hier sehr. Denn es gibt uns die Möglichkeit zuzuhören und zu lernen. Und wenn unsere Regierung steht, haben wir ein paar Vorstellungen, was von ihr erwartet wird. Wir merken hier in Deutschland, der gute Wille ist da, Simbabwe zu helfen. Aber da sind auch vorsichtige Stimmen: „Lasst uns bis zu den Wahlen warten und sehen wie sie ausgehen. Jetzt sagen sie sehr gute Sachen. Aber werden sie sie dann auch umsetzen?“ Das ist das große Fragezeichen.
Das Interview führten Barbara Wiegard und Nina Brodbeck von Misereor.
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