Franziskaner: Lage in Aleppo ist angespannt
Nach Einmarsch von Rebellengruppen

Franziskaner: Lage in Aleppo ist angespannt

Aleppo  ‐ Beim Vormarsch islamistischer Rebellen auf Aleppo hat auch das franziskanische Terra Santa College schwere Schäden davongetragen. Die Ordensleute befürchten Versorgungs-Engpässe und fordern internationales Handeln.

Erstellt: 03.12.2024
Aktualisiert: 03.12.2024
Lesedauer: 

Nach der Einnahme der nordsyrischen Metropole Aleppo durch islamistische Rebellen ist die Lage in der zweitgrößten Stadt des Landes nach Angaben der örtlichen Franziskaner angespannt. Das franziskanische Terra Santa College sei durch Bombardierungen schwer beschädigt worden, heißt es in einer Mitteilung von Montagabend. Die Franziskaner verwiesen auf ihren „ausschließlich humanitären“ Auftrag und riefen die internationale Gemeinschaft dazu auf, „einzugreifen und alles zu tun, um solche Gewalt gegen eine religiöse Einrichtung zu verhindern“.

Bilder zeigten erhebliche Brand- und Explosionsschäden an dem Gebäude, das nach Angaben der Franziskaner ein in der Stadt bekanntes Zentrum für psychologische Unterstützung, Sport sowie humanitäre und geistliche Hilfen über Religionsgrenzen hinaus ist. In den Kriegsjahren 2012 bis 2018 diente die Einrichtung als Zufluchtsort für Menschen aus einem evakuierten Altenheim.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Bischof: Kein Weihnachtsverbot durch Rebellen

Die dschihadistischen Rebellen im syrischen Aleppo haben nach Worten von Bischof Hanna Jallouf den Christen nicht verboten, Weihnachten zu feiern. „Sie haben uns auch nicht aufgefordert, unsere religiösen Zeichen zu entfernen“, sagte der katholische Bischof von Aleppo dem italienischen Fernsehsender TV2000 am Montagabend.

Die Rebellen, die kürzlich Aleppo erobert haben, hätten den Kirchenführern versichert, sie wollten, „dass wir für unser Volk Feiern abhalten, auch um es in seinem Seelenfrieden zu bestärken“. Zugleich hätten sie für Strom und Wasser gesorgt. „Wir hoffen, dass die Dinge gut verlaufen werden“, so Jallouf.

Bereits am Sonntag hatte Aleppos armenisch-katholischer Bischof Boutros Marayati von einer überraschend schnellen Einnahme Aleppos durch die Rebellen berichtet. Diese hätten wiederholt gesagt, sie seien nicht gekommen, um zu töten, sondern um die Stadt zu kontrollieren, sagte Marayati der römischen Zeitung „Il Messaggero“. Tote habe es nur am Stadtrand gegeben. Allerdings gebe es eine Ausgangssperre und die Menschen lebten in Angst und Unsicherheit.

Die Ordensleute hielten an ihrem Engagement für die leidenden Bevölkerung Aleppos fest und hätten am Montag den Betrieb einer karitativen Bäckerei aufgenommen, hieß es. Auch die Suppenküche habe ihre Arbeit wieder aufgenommen und rund tausend Mahlzeiten verteilt. Es fehle jedoch an Benzin und damit an Transportmöglichkeiten. Auch die Lebensmittelversorgung drohe sich zu verschlechtern.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker hatte am Montag von einer Gefahr für die christliche und kurdische Minderheit in Nordsyrien gewarnt. Besonders die Kurden seien Ziel der „aktuellen Angriffe der Türkei und ihrer islamistischen Söldner“. Die Rebellen in Syrien hatten am Wochenende die Metropole Aleppo eingenommen und sind weiter auf dem Vormarsch in Nordsyrien. Sie bestehen Augenzeugenberichten zufolge hauptsächlich aus Saudis, Tschetschenen, Pakistanern und russischen Muslimen.

KNA

Mehr zum Thema