Deutschland will verlässlicher Partner bei Klimaschutz bleiben
Frankfurt ‐ Trotz politischer Umbrüche möchte sich Deutschland in Baku als verlässlicher Partner in der Klimadiplomatie präsentierten. Gleichzeitig wird mehr Engagement von aufstrebenden Wirtschaftsnationen gefordert.
Aktualisiert: 11.11.2024
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Zum Auftakt der UN-Klimakonferenz in Aserbaidschan hat die deutsche Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Morgan, bekräftigt, Deutschland werde auch nach dem Bruch der Ampelkoalition in der Klimadiplomatie „ein verlässlicher Partner bleiben“. In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ forderte sie am Montag, dass sich als Entwicklungsländer eingestufte Staaten an der Klimafinanzierung beteiligen müssten. Explizit nannte sie China, Saudi-Arabien, Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate. „Wer eine globale Führungsrolle will, kann sich nicht verstecken. Wir leben nicht mehr in der Welt der alten Blöcke. Es gibt eine Erwartung an diese Länder.“
Als weitere Ziele der Verhandlungen nannte sie „eine Entscheidung, keine neuen Kohlekraftwerke zu bauen. Und in den anstehenden nationalen Klimaplänen für 2035 jeweils Bemühungen zu verankern: also Beiträge zur globalen Verdreifachung von Erneuerbaren, zur Verdopplung der Energieeffizienz und dem Stopp von Entwaldung bis 2030.“ Außerdem sollten klimaschädliche Subventionen abgebaut werden, „wenn sie nicht der Armutsbekämpfung oder sozialen Abfederung dienen. Ich wünsche mir, dass wir auch bei Kohlenstoffmärkten vorankommen.“
Sollten die USA unter Präsident Trump wieder aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen, werde Deutschland mit seinen internationalen Partnern trotzdem an der Umsetzung des Abkommens arbeiten. Auch „der Wettlauf um Klimaschutz und klimafreundliche Industrien“ werde weitergehen, sagte Morgan. „Die Erfahrung von 2016 zeigt: Alle Länder sind weiter vorangegangen.“ Mittlerweile seien die negativen Auswirkungen der Klimakrise weltweit spürbar, aber gleichzeitig seien auch die ökonomischen Chancen größer denn je. „Die jüngsten Studien der Internationalen Energieagentur haben gezeigt: Die globale Energiewende lässt sich nicht zurückdrehen.“
Klimaforscher hält 2-Grad-Ziel für unrealistisch
Unterdessen zeigte sich der Klimaforscher Mojib Latif skeptisch zu den Erfolgsaussichten von Gipfeltreffen der Staatengemeinschaft so wie aktuell in Baku. Denn nach 28 vorangegangenen Weltklimakonferenzen sei immer noch kein wirklicher Durchbruch erzielt worden, sagte der Seniorprofessor am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel der „Rhein-Neckar-Zeitung“ in Heidelberg (Montag).
Auch bei der aktuell in Baku tagenden COP29 werden laut Latif nur Symptome der Krise kuriert anstatt zu handeln. Dennoch sei es positiv zu sehen, dass die Konferenzen zumindest das Thema in die Öffentlichkeit rückten. Das weiterhin von der Staatengemeinschaft ausgegebene Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, hält Latif für unrealistisch. Selbst eine Begrenzung auf drei Grad sei gefährdet, sofern nicht „schleunigst drastische Maßnahmen“ ergriffen würden, erklärte der Klimaforscher. „Die Erklärungen der letzten Weltklimakonferenzen aber vermitteln den Willen dazu gerade nicht.“
Die Organisationen Misereor und Germanwatch sehen durchaus Fortschritte bei den vergangenen Klima-Gipfeln. Dennoch fällt auch ihre Bilanz eher verhalten aus. Seit der letzten COP schienen viele Vertragssstaaten unter Gedächtnisverlust zu leiden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Aserbaidschan, Brasilien und Deutschland werden gleich vier Länder genannt, die bereits kurz nach der vergangenen COP28 neue Projekte mit fossiler Komponente angestoßen haben.
KNA /dr