Franz-Josef Overbeck, Militärbischof und Bischof von Essen
Automatisierte Kriegsführung und Ethik

Militärbischof: Nicht an neue Gewaltmechanismen durch KI gewöhnen

Essen ‐ Töten für den Frieden? So tragisch das sei, gehöre es doch beim Einsatz von Waffengewalt dazu, meint der katholische Bischof Franz-Josef Overbeck. Zugleich warnt er vor den besonderen Gefahren automatischer Waffensysteme.

Erstellt: 16.09.2024
Aktualisiert: 13.09.2024
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Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck warnt davor, sich an neue Gewaltmechanismen zu gewöhnen, die durch Künstliche Intelligenz (KI) möglich werden. Bei automatisierten Vorgängen müssten dieselben moralischen Prinzipien und völkerrechtlichen Regelungen eingehalten werden wie bei herkömmlichen Waffensystemen, mahnte Overbeck in einem Vortrag vor der deutschen Sektion der vatikanischen Sozialstiftung Centesimus Annus Pro Pontifice in Essen.

Waffensysteme ohne menschliche Steuerung hätten „die ethisch und völkerrechtlich unannehmbare Konsequenz, dass es niemanden geben könnte, der sich für Kriegsverbrechen verantwortlich wissen müsste“, so Overbeck in dem am Mittwoch veröffentlichten Vortragsmanuskript. Der Mensch dürfe jedoch der Frage, was richtig oder falsch ist, nicht ausweichen. Gerechter Friede könne nur dort entstehen, wo Menschen aus ihrem Innersten heraus handelten.

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Bild: © yurich84/Stock.adobe.com (Symbolbild)

Künstliche Intelligenz

Overbeck räumte ein, dass KI-gesteuerte Systeme auch Chancen böten. Beispielsweise müssten sich weniger Menschen auf dem Schlachtfeld einer direkten Gefahr aussetzen. Auch taktisch seien neue Systeme zweckmäßiger und zielführender. „Ihre Anwendung kann Auseinandersetzungen verkürzen und auch sonst zu hilfreichen und erwünschten Wirkungen beitragen“, so der Bischof von Essen. Zugleich sei diese Effizienz jedoch auch um den Preis erkauft, dass Menschenleben zu einem Element von vielen bei kriegstaktischen Berechnungen würden. Ob KI Friedenschancen eröffne oder Ursache für unsägliches Leid sei, hänge „wesentlich von der Ethik des Menschen ab, der sich der Technik bedient“.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte Overbeck: „Es klingt vielleicht paradox, aber ein gerecht handelnder Soldat muss durch sein Kämpfen Frieden stiften wollen.“ Dabei komme es im Krieg auch zu der tragischen Situation, „dass ein Soldat töten muss, um Frieden zu stiften“.

Die katholische Kirche hat sich wiederholt zum Thema Kriegsführung, Frieden und künstliche Intelligenz geäußert. So stellte Papst Franziskus in diesem Jahr den 57. Weltfriedenstag unter das Motto Künstliche Intelligenz und Frieden.

Papst Franziskus über autonome Waffensysteme

Autonome Waffensysteme werden niemals moralisch verantwortliche Subjekte sein können: Die ausschließlich menschliche Fähigkeit zum moralischen Urteil und zur ethischen Entscheidungsfindung ist mehr als ein komplexer Satz von Algorithmen, und diese Fähigkeit kann nicht auf die Programmierung einer Maschine reduziert werden, die, wie „intelligent“ sie auch sein mag, doch immer eine Maschine bleibt. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, eine sachgemäße, maßgebliche und kohärente menschliche Kontrolle der Waffensysteme zu garantieren.

Quelle: https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/peace/documents/20231208-messaggio-57giornatamondiale-pace2024.html

KNA /dr

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