China erkennt 95-jährigen Untergrundbischof an
Vatikanstadt/Peking ‐ Die Lage der sogenannten Untergrundkatholiken in China ist schlecht, sie sind Repressalien und Verfolgung der Regierung ausgesetzt. Der Vatikan versucht sich in umstrittener Annäherung, die nun offenbar Früchte trägt.
Aktualisiert: 27.08.2024
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Chinas Regierung hat am Dienstag den katholischen Bischof Melchior Shi Hongzhen (95) offiziell als Leiter des Bistums Tianjin anerkannt. Der Heilige Stuhl nehme diesen Vorgang mit Befriedigung zur Kenntnis, heißt es in einer Mitteilung des Vatikans. Die Maßnahme sei ein positives Ergebnis des seit Jahren bestehenden Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und der chinesischen Regierung.
Wie die Agentur Fides berichtet, war bei einer offiziellen Anerkennungszeremonie in Tianjin auch der offiziell anerkannte Bischof von Peking, Joseph Li Shan, anwesend. Während der Zeremonie erklärte Bischof Shi Hongzhen, er werde den Geboten Gottes treu bleiben und das chinesische Recht respektieren, um gemeinsam mit den Priestern und Getauften von Tianjin das Evangelium zu verbreiten und die Einheit des chinesischen Volkes in Harmonie zu fördern.
Seit 2018 regelt ein vorläufiges Geheimabkommen zwischen Vatikan und Peking die Ernennung von katholischen Bischöfen in China. Diese muss grundsätzlich im Einvernehmen zwischen Volksrepublik und Heiligem Stuhl geschehen. Die chinesische Seite hat sich allerdings nicht immer daran gehalten. Das Abkommen wurde bereits zweimal verlängert, im Herbst soll dies erneut geschehen.
Verhältnis bleibt komplex
Die katholische Kirche in China besteht in Form der „Patriotischen Vereinigung“, die unter starkem Einfluss der Kommunistischen Partei steht, und einer sogenannten Untergrundkirche, die Verfolgung ausgesetzt ist. Kritiker des Abkommens bemängeln, dass es die Lage der Untergrundkatholiken nicht verbessere – im Gegenteil. Papst Franziskus selbst schickt immer wieder Signale der Wertschätzung nach China, deutet auch seine Reisebereitschaft an.
Möglicherweise war die Anerkennung des 95-jährigen Bischofs, der jahrelang unter Hausarrest lebte, ein Ergebnis der vielen Annäherungsversuche des Vatikans. Shi Hongzhen ist eigentlich seit 2019 Bischof der Diözese Tianjin mit etwa 56.000 Katholiken, unterstützte schon zuvor knapp 40 Jahre lang als sogenannter Koadjutor-Bischof seinen Vorgänger in der Bistumsleitung.
Nach dessen Tod 2019 forderte Peking laut Medienberichten Shi Hongzhens Übertritt zur Patriotischen Vereinigung, um von seinem Nachfolgerecht als Bischof Gebrauch machen zu können. Der 1982 heimlich von einem Untergrundbischof geweihte Geistliche verweigerte dies. 2022 besuchte eine Vatikan-Delegation das Bistum Tianjin für Gespräche mit Regierungsvertretern. Dabei traf sie auch den nun anerkannten Untergrundbischof.
KNA/Fides/weltkirche.de /dr