„Chinas Christen sind mutige Zeugen der Frohen Botschaft“
Bonn ‐ Die katholische Kirche ruft am 24. Mai zum weltweiten Gebetstag für die Christen in China auf. Bischof Dr. Bertram Meier appelliert an die Gläubigen in Deutschland, für die unter Druck stehenden Christen und ihre Glaubensfreiheit zu beten.
Aktualisiert: 23.05.2024
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Die katholische Kirche ruft jedes Jahr am 24. Mai zum weltweiten Gebet für die Christen in China auf. Der Gebetstag wurde im Jahr 2007 von Papst Benedikt XVI. begründet und findet am Festtag „Maria, Hilfe der Christen“ statt, der der Muttergottes von Sheshan gewidmet ist. Mit diesem besonderen Gebetsanliegen wendet sich Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, an alle Gläubigen in Deutschland.
„Im öffentlichen Bewusstsein ist die Wahrnehmung Chinas ambivalent: Zum einen taucht die Volksrepublik als globale und fortschrittliche Wirtschaftsmacht auf, zum anderen aber auch im Zusammenhang mit massiven Menschenrechtsverletzungen. Tatsächlich sind die dortigen Christen anhaltenden Repressionen und einem großen Druck vonseiten der Regierung ausgesetzt“, so Bischof Meier. Von den in China lebenden schätzungsweise 50 bis 70 Millionen Christen bekennen sich etwa zehn bis zwölf Millionen zum katholischen Glauben. Trotz ihrer Minderheitensituation stehen die Christen bei der Regierung in Peking unter ständiger Beobachtung.
In den zurückliegenden Jahren bemühte sich der Vatikan mit dem 2018 geschlossenen vorläufigen China-Vatikan-Abkommen, das dem chinesischen Staat ein Mitspracherecht bei der Ernennung von Bischöfen einräumt, um eine Verbesserung der Beziehungen. „Auch wenn Dialog und Annäherung der richtige Ansatz sind, hat sich die Situation für die Christen im Land seither nicht wirklich verbessert“, erläutert Bischof Meier. „Noch stärker als zuvor werden Gläubige der Untergrundkirche nun gezwungen, sich zu ‚outen’ und zur offiziell anerkannten Kirche zu wechseln. Darüber hinaus gab es vonseiten der chinesischen Regierung immer wieder Verletzungen des Abkommens, indem Bischöfe einseitig versetzt oder vom Diözesanbischof zum Weihbischof herabgestuft wurden. Die chinesische Regierung demonstriert, dass sie am längeren Hebel sitzt.“ Trotzdem sei es wichtig, dass der Dialog zwischen Rom und China nicht abbreche, denn dies beinhalte zumindest die Hoffnung, dass sich die Situation der Katholiken im Land auf lange Sicht verbessere.
Vor dem Hintergrund eines marxistisch-atheistischen Staatsverständnisses zielt Staatspräsident Xi Jinping seit Jahren darauf ab, China einem breiten gesellschaftlichen Prozess der Sinisierung, einer Art „Chinesisch-Machung“, zu unterwerfen, die auch die in China ansässigen Religionsgemeinschaften betrifft. Es geht dabei nicht darum, Religion per se auszuschalten, sondern sie zu domestizieren, um ihr den „bedrohlichen“ Charakter für Gesellschaft und Staat zu nehmen. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass die offiziell anerkannte Kirche dazu angehalten wird, vor jeder Kirche oder religiösen Einrichtung hohe Fahnenmasten zu installieren, um ihre politische Loyalität im Hissen der Nationalflagge zu demonstrieren. Aber nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild will der Staat Einfluss nehmen: Auch die religiösen Schriften – wie die Bibel – sollen auf den „Fortschritt der Zeit“ gebracht und entsprechend überarbeitet oder kommentiert werden. Xi Jinpings oberstes politisches Ziel ist es, ein „Gemeinschaftsbewusstsein der chinesischen Nation“ herbeizuführen.
Noch drastischer ist das Verbot der religiösen Unterweisung von Kindern im öffentlichen und kirchlichen Raum, um so die Weitergabe des Glaubens zu unterbinden und die Kinder auf die chinesische Staatsideologie einzuschwören. Dennoch versuchen die Gemeinden alles, den christlichen Glauben an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. „Es ist beeindruckend, dass die Christen in China trotz der Verbote und Restriktionen immer wieder Wege suchen, ihre Kinder mit der Frohen Botschaft in Berührung zu bringen. Angesichts eines staatlichen Überwachungsapparates, der auch vor dem Kirchengelände nicht Halt macht, wird das jedoch immer schwieriger“, so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche.
Vor diesem Hintergrund ruft Bischof Meier die Katholiken in Deutschland zum Gebet für alle Menschen in China und insbesondere für die Christen auf: „Lassen wir unsere Schwestern und Brüder nicht allein, sondern verleihen wir unserer Solidarität Ausdruck. Beten wir für diese mutigen Zeugen der Frohen Botschaft! Möge die Fürsprache der Muttergottes von Sheshan sie stärken. Die Christen in China und alle Religionen müssen sich endlich echter Glaubensfreiheit erfreuen dürfen, sodass die Früchte des Glaubens auch der ganzen Gesellschaft zugutekommen. Beten wir auch dafür, dass Gott die katholische Einheit, die so sehr unter Druck steht, bewahren möge.“
Hintergrund
Am 24. Mai jedes Jahres findet die traditionelle Wallfahrt zum größten chinesischen Marienheiligtum Sheshan in der Nähe von Shanghai statt. Die katholische Kirche begeht weltweit an diesem Datum den Gebetstag für die Kirche in China. Sie ruft alle katholischen Christen auf, im Gebet ihre Verbundenheit und Solidarität mit den chinesischen Christen zu zeigen.
Infos & liturgische Hilfen
Weitere Informationen und liturgische Hilfen sind auf der Internetseite des China-Zentrums e. V. unter www.weltgebetstag-china.de verfügbar.
DBK