Erde aus dem Weltall fotografiert
Ab Donnerstag lebt die Menschheit ökologisch auf Pump

Erdüberlastungstag am 1. August: Umweltschützer sehen Wendepunkt

Bonn ‐ Gute Nachrichten sind selten: Doch Wissenschaftler und Klimaschützer sprechen von einem möglichen Wendepunkt. Der Siegeszug der erneuerbaren Energien verbessert offenbar die Gesundheit des Globus.

Erstellt: 31.07.2024
Aktualisiert: 25.07.2024
Lesedauer: 

Ab kommenden Donnerstag (1. August) lebt die Menschheit wieder ökologisch auf Pump. Dann sind die erneuerbaren Ressourcen des Globus für das ganze Jahr rechnerisch verbraucht, teilte die Umweltorganisation Germanwatch am Donnerstag in Bonn unter Berufung auf die neuesten Ergebnisse des Global Footprint Network mit. Im vergangenen Jahr war der Erdüberlastungstag am 2. August.

Doch das in den USA ansässige Forschungsnetzwerk sieht Licht am Horizont. Glaubt man den Wissenschaftlern, die Jahr für Jahr den Erdüberlastungstag ermitteln, könnte ein Wendepunkt erreicht sein. Jahrzehntelang habe die Erdüberlastung fast jedes Jahr zugenommen, seit knapp zehn Jahren pendele sie nun auf hohem Niveau, heißt es im Bericht. „Die gute Nachricht ist, dass der Wendepunkt erreicht zu sein scheint. Vieles spricht dafür, dass die Überlastung bald sinkt.“

Die Autoren des Berichts verweisen auf den weltweiten Siegeszug der Erneuerbaren Energien, der Speichertechniken, der E-Mobilität und Wärmepumpen. Er sorge dafür, dass „das fossile Geschäftsmodell untergraben“ werde. Zugleich betonen die Wissenschaftler, dass diese und weitere ermutigende Trends stark beschleunigt werden müssten, um unwiderrufliche Klima-Kipppunkte und massive weitere Artenverluste zu verhindern.

„Schnelles, wirksames und sozialverträgliches Handeln ist gefragt, um die Freiheitsrechte der heute jungen Menschen und künftiger Generationen zu schützen“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. „Die Industrie- und stark emittierenden Schwellenländer tragen mit ihrer sehr starken Übernutzung die größte Verantwortung.“

Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken, bräuchte die Weltbevölkerung laut Wissenschaftsnetzwerk derzeit rechnerisch rund 1,7 Planeten. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wären gar 3 Erden nötig. Deutschland hatte seinen Erdüberlastungstag bereits Anfang Mai erreicht. Bei einer Lebensweise wie in China bräuchte die Weltbevölkerung 2,4 Erden; würden alle Menschen so wirtschaften wie in den USA bräuchten sie 5,1 Erden.

Besonders klimaschädlich ist laut Bericht der Flugverkehr, insbesondere auf Langstreckenflügen. „Nur ein sehr kleiner Teil der Weltbevölkerung ist mit seinem Flugverhalten für einen der großen Treiber der Klimakrise verantwortlich“, heißt es. An technischen Lösungen, um das Fliegen annähernd klimaneutral zu machen, müsse mit Hochdruck gearbeitet werden. „Sie sind allerdings nicht kurzfristig und schon gar nicht für die derzeitige Zahl von Flügen verfügbar. Deshalb sollten zusätzlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, insbesondere das Vielfliegen zu vermeiden.“ Innereuropäisch müssten Flüge zügig auf die Schiene verlagert werden – Bahnfahrten seien bis zu 28-mal klimafreundlicher.

Die Kosten für die klimaneutrale Transformation des Flugsektors sollten die Flugunternehmen und ihre Kunden tragen – vor allem Vielfliegende, First- und Business Class-Passagiere“, fordert Germanwatch. Zusätzlich müsse Schluss sein mit den Steuerprivilegien für den Flugverkehr. „Die dadurch frei werdenden Mittel sollten der Schiene zugutekommen“, so Jacob Rohm, Referent für klimaneutrale Mobilität bei Germanwatch.

Christoph Arens/KNA

Mehr zum Thema