Militär in Myanmar bombardiert Klinik
Junta verliert weiter an Boden

Militär in Myanmar bombardiert Klinik

Bangkok/Yangon  ‐ Der militärische Machtkampf zwischen der Junta und dem bewaffneten Widerstand spitzt sich weiter zu. Gleichzeitig wird die humanitäre Lage der mehr als 2,8 Millionen Binnenvertriebenen immer kritischer.

Erstellt: 27.04.2024
Aktualisiert: 26.04.2024
Lesedauer: 

In ihrem Kampf um den Machterhalt lässt die angeschlagene Junta in Myanmar die Armee weiter auch zivile Ziele angreifen. Am Donnerstagabend bombardierten Kampfflugzeuge des Regimes das 300-Betten-Krankenhaus Ma Thuu in der Stadt Mindat im Teilstaat Chin. 4 Zivilisten seien getötet und 15 weitere verletzt worden, berichtet das unabhängige Exil-Nachrichtenportal Irrawaddy (Freitag).

Sprecher der Widerstandsorganisationen sagten demnach, das Krankenhaus sei zusammen mit der gesamten medizinischen Ausrüstung und Medizin zerstört worden. Chin an der Grenze zu Indien ist der einzige myanmarische Bundesstaat mit einer überwiegend christlichen Bevölkerung und einer der Brennpunkte des Bürgerkriegs in Myanmar.

Indien hat unterdessen für den 1. Mai die endgültige Schließung der „Brücke der Freundschaft Nr. 2“ zwischen den Städten Rikhawdar in Chin und Zokhawthar in Indien angekündigt. Die Chin National Front (CNF) äußerte gegenüber dem Nachrichtenportal Mizzima die Sorge, dass dadurch die humanitäre Versorgung der vielen Flüchtlinge in Rikhawdar gefährdet sei.

Widerstand verzeichnet Gebietsgewinne

Unklar ist derzeit die Lage in und um die Stadt Myawaddy an der Grenze zu Thailand. Nachdem die Truppen des Widerstands vor zehn Tagen Myawaddy und die Armeestellungen der Junta eingenommen hatten, hat das Militär Berichten zufolge zuletzt eine strategisch wichtige Stellung zurückerobert und Luftangriffe auf Myawaddy geflogen. Die Stadt selbst ist offenbar weiter in der Hand des Widerstands. Tausende Menschen aus der Region Myawaddy haben sich über die Grenze nach Thailand vor den Kämpfen in Sicherheit gebracht.

Unterdessen verzeichnete der bewaffnete Widerstand in dieser Woche weitere Gebietsgewinne. Sechs Grenzübergänge für den internationalen Handel Myanmars mit seinen Nachbarländern Indien, China und Thailand befinden sich unter der Kontrolle des Widerstands. Über diese Übergänge wurden rund 60 Prozent des Handels im Wert von 25 Milliarden US-Dollar (23,3 Milliarden Euro) abgewickelt, heißt es auf der Website des Institute for Strategy and Policy - Myanmar (ISP - Myanmar).

Angesichts der andauernden militärischen Erfolge des Widerstands fordert Myanmars oppositionelle Nationale Einheitsregierung (NUG) eine politische Einheitsfront der Milizen der ethnischen Minderheiten. Beobachtern in Bangkok zufolge haben die mehr als 20 bewaffneten ethnischen Organisationen (EAOs) und ihre Parteien sowie die NUG und ihre Volksverteidigungsarmee (PDF) teils sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft Myanmars nach dem Bürgerkrieg.

Die finnische Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Heidi Hautala (Grüne), sagte nach einem Treffen mit NUG-Außenministerin Zin Mar Aung auf X, vormals Twitter: „Die Junta hat in #Myanmar keine Zukunft. Das muss die Botschaft der internationalen Gemeinschaft sein. Wir müssen mehr tun, um die demokratischen Kräfte sowohl finanziell als auch institutionell zu unterstützen.“

Mehr zum Thema