CSU-Politiker Christian Schmidt, der Hohe Repräsentant der Vereinten Nationen (UN) für Bosnien und Herzegowina, am 23. April 2024 in Sarajevo (Bosnien-Herzegowina).
Das Land ist weiter gespalten, aber...

UN-Repräsentant Schmidt lobt Dialog der Religionen in Bosnien

Sarajevo ‐ Der Balkan-Staat Bosnien-Herzegowina ist von anhaltenden ethnisch-politischen Spannungen geprägt. Doch der deutsche UN-Vertreter im Land ist zuversichtlich.

Erstellt: 24.04.2024
Aktualisiert: 23.04.2024
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Inmitten eines angespannten Politklimas hat der Hohe Repräsentant der Vereinten Nationen für Bosnien und Herzegowina, der Deutsche Christian Schmidt, die Zusammenarbeit der Religionen in der Region gelobt. Bei der muslimischen Mehrheit der Bosniaken handle es sich um eine „im Mainstream sehr moderate und dialogbereite“ Gemeinschaft. Das Gleiche gelte für die katholisch-kroatische und die serbisch-orthodoxe Minderheit, sagte Schmidt am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Sarajevo.

Nach Auffassung des CSU-Politikers sind die Religionsgemeinschaften des Vielvölkerstaats zwar „Echoraum für ethnisch-nationalistische Positionen“. Dies betreffe allen voran die serbisch-orthodoxe Kirche, die traditionell eine engere Verknüpfung zwischen Staat und Kirche pflege. Dennoch schaffe Bosniens Vielvölkerkonstrukt eine „Möglichkeit, über den interreligiösen Dialog auch ethnische Positionen zusammenzuführen“.

Als Beispiel nennt er die jüngste Annäherung zwischen Muslimen und der jüdischen Gemeinde. „Es ist nicht selbstverständlich, dass das Oberhaupt der muslimischen Gemeinde unmittelbar nach dem Angriff der Hamas auf israelische Siedlungen den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde besucht, wie es hier in Sarajevo der Fall war“, so Schmidt. Ähnliches gelte für christliche Gemeinschaften. „Das ist ein Wert, der auf andere Teile Europas ausstrahlt und Mut macht.“

Drei Jahrzehnte nach dem Bosnienkrieg (1992-1995) ist das Westbalkan-Land immer noch entlang ethnischer Grenzen gespalten. Bei den Massakern waren Schätzungen zufolge 100.000 Menschen getötet worden. Als tragischer Höhepunkt gilt das Srebrenica-Massaker, bei dem die bosnisch-serbische Armee mehr als 8.000 muslimische Bosniaken ermordete.

Etwa die Hälfte der Bosnier sind überwiegend muslimische Bosniaken, 31 Prozent orthodoxe Serben und 15 Prozent katholische Kroaten. Erneute Spannungen gibt es im Zuge einer geplanten UN-Resolution. Dabei sollen UN-Vertreter Anfang Mai unter anderem über einen internationalen Gedenktag für die Srebrenica-Opfer abstimmen. Der bosnische Serben-Führer Milorad Dodik und Serbiens Präsident Aleksandar Vucic sprachen sich gegen den Vorstoß aus: Er mache die Serben kollektiv zu Tätern.

KNA

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