
UN-Repräsentant Schmidt: Wunden von Srebrenica sind nicht verheilt
Berlin ‐ 30 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica sind die Nachwirkungen in Bosnien-Herzegowina immer noch spürbar. Der Hohe UN-Repräsentant für das Land erklärt, warum der Weg zur Versöhnung so schwierig ist.
Aktualisiert: 10.07.2025
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Zum 30. Jahrestag des Massakers von Srebrenica hat der Hohe UN-Repräsentant für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt, auf die nicht verheilten Wunden des Kriegsverbrechens hingewiesen. „Die Menschen sind immer noch unmittelbar betroffen“, sagte er am Donnerstag dem RBB. Der Konflikt sei keineswegs beigelegt. Dies zeige sich unter anderem daran, dass für die örtliche Gedenkveranstaltung am Freitag keine offiziellen Vertreter der bosnischen Teilrepublik Republika Srpska zugesagt hätten.
Das Massaker von Srebrenica zählt zu den dunkelsten Kapiteln des Bosnienkrieges (1992-1995). Mehr als 8.000 muslimische Bosniaken wurden im Juli 1995 durch die bosnisch-serbische Armee und serbische Paramilitärs ermordet. Die Opfer waren zuvor in eine Schutzzone der Vereinten Nationen geflohen.
„Das Einigen auf das ‚Nie Wieder‘ ist leider noch nicht durchgedrungen“, sagte Schmidt. Täter und Hinterbliebene der Opfer hätten nach wie vor keine Basis für Dialog und Versöhnung gefunden. „Das macht das Gedenken besonders schwierig“, so der CSU-Politiker. Bis heute gebe es mit Blick auf das Massaker keine gemeinsame Geschichtserzählung. Die Sichtweisen seien extrem unterschiedlich. Auch die juristische Aufarbeitung verlaufe schleppend. Viele Urteile stünden noch aus, etliche kroatische und serbische Stellen weigerten sich, mit Bosnien zu kooperieren.
„Die jungen Leute hier – von welcher Ethnie auch immer – sind davon ein Stück weit abgestoßen“, so Schmidt. Das seien jene, die das Land am ehesten verließen – etwa nach Österreich oder nach Deutschland.
Der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt ist seit August 2021 Hoher Repräsentant für Bosnien-Herzegowina. Als Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft mit exekutiven Vollmachten soll er den demokratischen Übergang und die Integration des Landes in Europa voranbringen.
Auch Thomas Schwartz, Chef des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, hatte kürzlich gewarnt, der Genozid von Srebrenica dürfe nicht geleugnet werden. „Die Leugnung des Genozids ist eine Beleidigung der Opfer. Sie verhindert jede Versöhnung und jedes friedliche Miteinander“, so der Priester. Doch noch immer würden nationalistische Kräfte in Serbien und der Republika Srpska das Massaker nicht anerkennen, fügte er hinzu.
KNA/weltkirche.de

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