Fahne/Nationalflagge Indiens
Vor den Mega-Wahlen

Missio München fürchtet weitere Spaltung der indischen Gesellschaft

Ab Freitag wählt Indien über mehrere Wochen hinweg ein neues Parlament. Missio München warnt gemeinsam mit indischen Projektpartnern vor neuem Hass.

Erstellt: 18.04.2024
Aktualisiert: 18.04.2024
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Vor den am Freitag (19. April) beginnenden Parlaments­wahlen in Indien fürchtet das internationale katholische Hilfswerk Missio München eine weitere Spaltung des Landes. „Durch den scharfen hindu-nationalistischen Kurs in Indien ist ein Klima der Angst und des Misstrauens zwischen den verschiedenen Religionen entstanden“, mahnt Missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber. „Leider steht zu be­fürchten, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren noch verschlimmert.“

Missio-Projektpartner aus Indien berichten, dass seit dem Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi im Jahr 2014 mit seinem scharfen hindu-nationalistischen Kurs die Gewalt gegen Minderheiten wie Christen und Muslime stark zugenommen hat. Im Interview mit dem vom Münchner Hilfswerk herausgegebenen „Missio Magazin“ warnt der Menschenrechtsaktivist und katholische Priester Ajaya Singh offen: „Die Verfassung wird zunehmend mit Füßen getreten. Es sind nicht nur staatliche, sondern auch nichtstaatliche Akteure, die versuchen, die Glaubens- und Religionsfreiheit gewaltsam zu kontrollieren und zu verbieten.“

So verbreiteten mittlerweile auch die Medien „Strukturen des Hasses“, kritisiert Singh. „Sie werden vollständig von den mächtigsten Ebenen des indischen Kapitals finanziert. Der Säkularismus wird so durch einen mehrheitlich religiösen Staat ersetzt. Das Ziel einer rechtsstaatlichen Demokratie ist die Brüderlichkeit, die die Würde all ihrer Bürger gewährleistet. Indien hat sich seit seiner Gründung als Nation dafür eingesetzt. Jetzt gibt es jedoch einen Anstieg von Hassreden und Hasskampagnen in vielfältiger Weise.“

Gewalt wird belohnt

Dem Menschenrechtler Singh zufolge besteht die Absicht hinter der Gewalt in Indien darin, religiöse Minderheiten zu entfremden und einen Nationalstaat auf der Grundlage eines mehrheitlich religiösen Nationalismus aufzubauen. „Gewalt gegen religiöse Minderheiten wird mit politischem Aufstieg belohnt – das ist ein eindeutiger Schritt in Richtung politisch-religiösen Nationalismus.“

Die am 19. April beginnende Mega-Wahl in Indien dauert mehrere Wochen, da der Urnengang in den Bundesstaaten in mehrere Phasen unterteilt ist. Indien ist mit rund 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt – etwa 970 Millionen von ihnen sind wahlberechtigt. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Premierminister Narendra Modi von der hindunationalistischen Regierungspartei BJP nach der Wahl eine dritte fünfjährige Amtszeit antreten wird. Die Wahlergebnisse sollen der Wahlkommission in Neu Delhi zufolge Anfang im Juni vorliegen. 

Missio München

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