Forderungen nach Frauen-Weihe im Vorfeld der Weltsynode
Rom ‐ Die Rolle von Frauen in der Kirche zählt zu den drängendsten Reformthemen in der katholischen Welt. Eine Diskussionsrunde in Rom machte deutlich: Die Erwartungen sind groß, was fehlt sind Entscheidungen.
Aktualisiert: 15.03.2024
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Die Forderung nach einer Weihe von Frauen stand im Zentrum einer international besetzten Debatte in der Deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl am Donnerstagabend in Rom. Anlass war die Vorstellung der Publikation „Gottes starke Töchter“ des Verlags Herder im Vorfeld der zweiten Runde der Weltsynode im Vatikan. Bei dieser Kirchenversammlung im Oktober werden Männer und Frauen aus allen Erdteilen über die Kirche der Zukunft debattieren.
Die chilenische Theologin Catalina Cerda-Planas sagte, Umfragen zeigten, dass es im weltweiten synodalen Prozess in der katholischen Kirche derzeit keinen Konsens über die Weihe von Frauen gebe. Außer in Europa gebe es vor allem in Lateinamerika Zustimmung zur Forderung der Frauenweihe, wie sie auch durch den Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland vorgeschlagen wurde.
Dies treffe vor allem für Länder wie Chile, Argentinien und Mexiko zu, wo es auch eine starke Frauenbewegung gebe. Die Unterschiedlichkeit in dieser Frage müsse zunächst zu einem offenen Dialog führen, wie Papst Franziskus dies immer wieder fordere. Langfristig seien auch Entscheidungen gefordert.
Theologin: Auch in der Vergangenheit gab es Veränderungen
Die senegalesische Ordensfrau und Philosophin Anna Beatrice Faye kritisierte, dass in vielen afrikanischen Ländern Priester und Bischöfe noch immer eine hierarchische Machtposition für sich beanspruchten. Viele Kleriker täten sich schwer, die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche in Theorie und Praxis anzuerkennen. Leider würden auch junge Theologen, sobald sie die Priesterweihe erhalten, in dieses Machtmuster verfallen. Noch wichtiger als die Frage der Frauenweihe sei die Frage gleicher Ausbildung und gleicher Rechte für Frauen.
Die italienische Theologin Serena Noceti sagte, die Weltsynode im Oktober müsse den Mut haben, über die Weihe von Frauen zu debattieren und für Veränderungen zu stimmen. Es reiche nicht aus, Frauen als Laiinnen in kirchliche Führungspositionen zu befördern. Die Ansätze des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) müssten weiterentwickelt werden.
Noceti betonte, die katholische Kirche habe Lehre und Praxis der geweihten Ämter in ihrer Geschichte schon oft verändert. Jetzt seien weitere Veränderung nicht nur möglich, sondern dringend erforderlich. „Eine synodale Kirche muss eine Kirche von Männern und Frauen sein“, so Noceti. Sie plädierte dafür, sich zunächst auf das Frauendiakonat zu konzentrieren, weil diese Veränderung jetzt möglich sei; danach könne man weitersehen.
Schweizer Bischof für regionale Differenzierung
Der Schweizer Bischof Felix Gmür (Basel) betonte, Kultur sei ein entscheidender Faktor in der Entwicklung der katholischen Kirche. Deshalb plädierte er für eine regionale Differenzierung bei möglichen Entscheidungen. In der Schweiz sei es heute kaum noch vermittelbar, dass Männer und Frauen in Staat und Gesellschaft zwar gleichberechtigt sind, aber nicht in gleicher Weise zu kirchlichen Ämtern zugelassen werden.
„Ich glaube zwei Drittel der Schweizer Katholiken sehen das so und ich sehe es auch so“, erklärte der Bischof. „Ich würde in der Schweiz keine Probleme für eine Frauenweihe sehen, weiß aber, dass das in anderen Teilen der Welt anders gesehen wird“, so Gmür. Um zu solchen Veränderungen zu kommen, brauche es neue Gesetze, und für neue Gesetze sei zunächst neues Denken nötig.
Papst beauftragt Expertengruppen mit Prüfung umstrittener Themen
Gleichzeitig wurde bekannt, dass Papst Franziskus zehn Expertengruppen zur eingehenden Prüfung von teils umstrittenen Themen beauftragt hat. Eine der Gruppen beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, ob Frauen zur Diakonin geweiht werden können. Diese Möglichkeit steht in der katholischen Kirche bislang nur Männern offen. Diakon ist das unterste der drei kirchlichen Weiheämter, gefolgt von der Weihe zum Priester und zum Bischof.
Auf Nachfrage eines Journalisten sagte der Generalsekretär der Internationalen Theologen-Kommission, Piero Coda, dass der Zugang zum Diakonat „sicher“ eines der konkreten Themen sein werde, mit denen sich die Experten beschäftigen.
Die zehn Fragestellungen hatte Papst Franziskus in einem Brief an Grech formuliert. Hervorgegangen sind sie aus den bisherigen Debatten der Weltsynode, einem mehrstufigen Prozess, der seit 2021 läuft. Inhaltlich geht es bei der Weltsynode um neue Beratungs- und Entscheidungswege in der Kirche der Zukunft und um mehr Miteinander.
Damit eine Anbindung an die Weltsynode bestehen bleibt, sollen die Studiengruppen den Stand ihrer Arbeit im Oktober beim zweiten zentralen Synodentreffen im Vatikan präsentieren. Die Mitglieder der Synode können über die Themen aber nicht abstimmen.
KNA