Milei gewinnt in Argentinien
Buenos Aires/Köln ‐ Paukenschlag bei den Stichwahlen um die argentinische Präsidentschaft: Das regierende linksperonistische Lager wurde abgewählt. Gewinner Javier Milei mischt das Land seit Monaten mit unkonventionellen Forderungen auf – deren Umsetzung zu mehr Armut führen könnte.
Aktualisiert: 20.11.2023
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Der marktliberale Ökonom Javier Milei (53) hat die Präsidentschaftswahl in Argentinien gewonnen. Überraschend deutlich mit 55,7 Prozent setzte sich der Kandidat der radikal-marktliberalen Partei „La Libertad Avanza“ nach Auszählung von 99,1 Prozent der Stimmen gegen den linksperonistischen Wirtschafts- und Finanzminister Sergio Massa (44,3) durch.
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Dieser räumte bereits am Abend vor Bekanntgabe des offiziellen Endergebnisses seine Niederlage ein und gratulierte Milei zum Wahlsieg. Nach dem ersten Durchgang war das Lager von Milei ein Bündnis mit der unterlegenen konservativen Drittplatzierten Patricia Bullrich und Ex-Präsident Mauricio Macri eingegangen.
Milei folgt damit auf Präsident Alberto Fernandez, der aufgrund fehlender Rückendeckung vom regierenden linksperonistischen Lager und einer erfolglosen Amtszeit auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Offizieller Amtsantritt von Milei ist am 10. Dezember.
143 Prozent Jahresinflation
Das zweitgrößte Land Südamerikas wird von einer Jahresinflation von 143 Prozent und einer Armutsrate von rund 40 Prozent erschüttert. In einer ersten Reaktion lud Milei am Abend „alle, die mithelfen wollen“ ein, seine Regierung zu unterstützen. „Heute beginnt der Wiederaufbau Argentiniens“ rief Milei jubelnden Anhängern zu. Landesweit konnte sich Milei in fast allen Provinzen durchsetzen. Umfragen hatten vor Wahlsonntag noch mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet.
Der Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Martin Maier, bezeichnete die Abstimmung im Interview von Domradio am Montag als „Wahl des Protests und der Verzweiflung“ mit Blick auf die soziale und die wirtschaftliche Lage im Land. „Das mag eine Teilerklärung für diese Wahl sein.“ Milei habe vermeintlich einfache Lösungen versprochen.
Wenn er seine Ziele tatsächlich umsetzen sollte, würde die Lage von den 40 Prozent in Armut lebenden Menschen noch prekärer, wie Maier betonte. Schon jetzt sei die Rede von sozialen Unruhen. Adveniat wolle sich mit seinen Partnern jetzt noch mehr für Arme in dem Land einsetzen. Das Hilfswerk stehe für eine Politik, die nicht den Markt, sondern die Menschenwürde in den Mittelpunkt stelle.
KNA