Nachrichten aus der Weltkirche
Von Peronisten aus Argentinien vertrieben

Befreiungstheologe Enrique Dussel ist tot

Der lateinamerikanische Befreiungstheologe und Philosoph Enrique Dussel ist tot. Er starb laut Medienberichten am Sonntag (Ortszeit) im Alter von 88 Jahren in Mexiko-Stadt.

Erstellt: 07.11.2023
Aktualisiert: 07.11.2023
Lesedauer: 

Der Argentinier Dussel zählte zu den wichtigsten Vordenkern der Befreiungstheologie sowie der „Philosophie der Befreiung“, einer in den 70er Jahren entwickelten Denkrichtung in Lateinamerika. Sie fordert unter anderem politische Umwälzungen im Sinne von sozialer Gerechtigkeit und wendet sich gegen Not und Unterdrückung. Im Zentrum der seit den 60er Jahren entstandenen Befreiungstheologie steht die sogenannte Option für die Armen.

Der Nachfahre deutscher Einwanderer wurde 1934 im argentinischen La Paz geboren. In seinem Heimatland sowie Spanien und Paris studierte Dussel Philosophie, Theologie und Geschichte. Weitere Stationen waren Nazareth, wo er als Zimmermann arbeitete, und 1964 eine wissenschaftliche Mitarbeit an der Universität Mainz. Von 1967 bis 1975 unterrichtete er als Professor Kirchengeschichte und Ethik in Argentinien. In dieser Zeit stand er in engem Austausch mit dem Jesuiten Juan Carlos Scannone, der als einer der Väter der „Theologie des Volkes“ gilt; einer argentinischen Variante der Befreiungstheologie. Unter anderen unterrichtete er den späteren Papst Franziskus.

Dussel wurde 1975 von der peronistischen Regierung aus Argentinien vertrieben und ging ins Exil nach Mexiko. Dort hatte er eine Professur für lateinamerikanische Theologie- und Kirchengeschichte und philosophische Ethik inne. Für sein akademisches Wirken erhielt Dussel zahlreiche Ehrendoktorwürden und war 2010 Albertus-Magnus-Professor an der Universität Köln. Er stand im Austausch mit namhaften Philosophen wie Jürgen Habermas oder Richard Rorty.

KNA

Mehr zum Thema

In Vielfalt verbunden
Weltkirchliches Lernen

In Vielfalt verbunden

Wenn sich in China eine Hausgemeinde zum Gottesdienst trifft, dann versammelt sie sich um den gleichen Tisch des Herrn wie die Katholiken eines Armenviertels der westafrikanischen Megacity Lagos, Pilgertouristen bei einer Papstmesse im Petersdom, die Basisgemeinde eines abgelegenen Dschungeldorfes in Bolivien oder Gottesdienstbesucher in New York und Düsseldorf. Weltweit richten Christen in Gebet und Liturgie ihren Blick auf Gott und erfahren sich in unterschiedlichsten Kontexten als Gemeinschaft und Kirche.