Syrischer Erzbischof fordert Ende von Sanktionen
Hamburg ‐ Als Reaktion auf das gewaltsame Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung hat auch die Europäische Union 2013 das syrische Regime mit Sanktionen belegt. Aleppos orthodoxer Erzbischof Mor Boutros Kassis bemängelt, diese schadeten nur der Bevölkerung.
Aktualisiert: 26.05.2023
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Ein hochrangiger Kirchenvertreter aus Syrien hat erneut die Aufhebung westlicher Sanktionen gegen sein Land gefordert. „Sie schaden seit Jahren nur der Bevölkerung, nicht der Regierung“, sagte der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Mor Boutros Kassis, am Donnerstagabend in Hamburg. Die Menschen litten unter Armut, Hunger und Krankheiten. „Als ob zwölf Jahre Krieg und Zerstörung nicht genug wären, kam Anfang dieses Jahres auch noch das Erdbeben hinzu.“ In der Folge wachse der Extremismus im Land und werde zu einer Gefahr für die ganze Welt.
In Syrien hatte 2011 ein Bürgerkrieg begonnen, als Präsident Baschar al-Assad friedliche Proteste gewaltsam niederschlagen ließ. In der Folge verhängte unter anderem die EU Sanktionen gegen das Land. Im Februar wurde die Region von einem schweren Erdbeben erschüttert.
Laut Kassis geht fast die Hälfte der Kinder in seiner Heimat aktuell nicht zur Schule. Aufgrund der fehlenden Bildung seien sie besonders anfällig für Armut und extremistische Propaganda. Daneben sei die Entvölkerung des Landes und der damit einhergehende Fachkräftemangel eine große Schwierigkeit. Um all diese Probleme zu lösen, müssten sich die Lebensbedingungen der Menschen ändern, so der Erzbischof.
Christen immer wieder Anschlägen ausgesetzt
Die Christen in Syrien sind seinen Worten zufolge immer wieder Anschlägen von Islamisten ausgesetzt. Neben christlichen seien auch muslimische Geistliche entführt worden. „Jeder, der versucht, den Weg des Friedens zu gehen und zwischen den Positionen zu vermitteln, verschwindet.“ Von seinem Vorgänger fehle nach wie vor jede Spur.
Der frühere syrisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Mor Gregorios Yohanna Ibrahim, war 2013 zusammen mit seinem griechisch-orthodoxen Amtsbruder Boulos Yazigi entführt worden. Über ihren Verbleib gibt es bis heute keine gesicherten Erkenntnisse.
Kassis ist seit 2019 Erzbischof. Er berichtete bei einem öffentlichen Vortrag in der Katholischen Akademie Hamburg über die Lage in seinem Land. Der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße sprach ein Grußwort.
KNA