Ein Mann geht über Wasser. Cover Renovabis-Geschäftsbericht 2023
Bild: © Renovabis
Jahresbericht vorgelegt

Renovabis: Hilfsbereitschaft für Opfer des Krieges „überwältigend“

Freising ‐ Das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis hat seinen Jahresbericht 2022 vorgelegt. Hauptgeschäftsführer Schwartz warnt davor, den Krieg in der Ukraine als „Normalität“ hinzunehmen.

Erstellt: 04.05.2023
Aktualisiert: 05.05.2023
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Mit dem gerade erschienenen Jahresbericht 2022 dokumentiert das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis seine Arbeit des Geschäftsjahres 2022 – eines Jahres, das schwerpunktmäßig geprägt war vom Krieg in der Ukraine: Vom unvorstellbaren Leid der Menschen in den Kriegsgebieten und auf der Flucht, aber auch von einer überwältigenden Hilfsbereitschaft und Solidarität der Menschen in Deutschland und der Ukraine.

In seiner Einführung dankte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz allen Spendenden, warnte aber auch: „Wir dürfen uns an die grausamen Bilder des Krieges, an diese schreckliche Wahrheit nicht gewöhnen. Dieser Krieg mitten in Europa darf nicht zur Normalität werden!“

Nothilfe in der Ukraine

Zwar war die Ukraine bereits vor dem 24. Februar 2022 das Land mit den meisten bisher geförderten Projekten, doch der Krieg stellte das Hilfswerk offenbar vor ganz neue Herausforderungen: Gefragt war demnach vor allem akute Nothilfe, gerade in den ersten Monats des russischen Angriffs auf das Nachbarland. So mussten etwa schnell Notstromaggregate, Lebensmittel, Kleidung oder Matratzen beschafft werden. „Das über Jahrzehnte gewachsene Netzwerk hat getragen“, so Schwartz mit Blick auf die schnellen Hilfen für die Partner in der Ukraine nach dem russischen Angriff.

Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Thomas Schwartz
Bild: © Dieter Mayr/KNA

War selbst in der Ukraine vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen: Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Thomas Schwartz.

Im Laufe der Monate verlagerten sich die Schwerpunkte hin zu mehr struktureller Hilfe und vor allem auch psychologischer Unterstützung und Trauma-Arbeit. So hat Renovabis beispielsweise die beiden katholischen Krankenhäuser in Lviv und Ivano-Frankivsk unterstützt sowie die psychosoziale Betreuung von Kindern gefördert. Insgesamt stellte Renovabis so im vergangenen Jahr für 150 Nothilfe-Projekte in der Ukraine selbst oder in den unmittelbaren Nachbarstaaten rund 9,34 Millionen Euro zur Verfügung. 

Neue Schwierigkeiten in Projektländern

Doch nicht nur in der Ukraine führte der Krieg zu einer Verschärfung der Lage. Auch die 28 weiteren Projektländer des Osteuropa-Hilfswerks bekamen die Auswirkungen zu spüren. „Die Energiekrise, die hohe Inflation und die Schutzsuchenden aus der Ukraine haben vielerorts die ohnehin schwierige Situation verschärft“, berichtet Renovabis-Chef Schwartz.

Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, hat Renovabis im Jahr 2022 seine Partner in Mittel-, Ost- und Südosteuropa mit mehr als 29 Millionen Euro bei der Umsetzung von 580 Projekten unterstützt. Mehr als die Hälfte des Geldes wurde demnach für soziale und Bildungsprojekte eingesetzt, die andere Hälfte ermöglichte kirchlich-pastorale Projekte, christliche Medienarbeit sowie die Entwicklung von Laienstrukturen und katholischer Verbandsarbeit.

Anhaltender Negativtrend bei Pfingstkollekten

Mit Sorge blickt Renovabis auch auf die Entwicklung der Pfingstkollekte, die bereits seit 2001 langsam aber konstant zurückgeht. Das Gesamtergebnis der Pfingstkollekte liegt weiter deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau und ging auch im Jahr 2022 erneut leicht zurück auf 3,01 Millionen Euro (ein Minus von rund 360.000 Euro gegenüber 2021). Geschuldet war dies nicht zuletzt auch der in Folge der Corona-Pandemie insgesamt gesunkenen Zahl an Gottesdienstbesuchern.

Schaubild: Einnahmenentwicklung Renovabis 1993-2023: Weniger Kollekte, Weniger VDD, Mehr Spenden, Öffentliche Mittel steigen geringfügig
Bild: © Renovabis

Mehr aus Spenden, weniger aus Kollekten: Einnahmeentwicklung von Renovabis im Zeitraum 1993-2023.

Positiv dagegen entwickelten sich 2022 die Spenden. An Spenden und Erbschaften konnte Renovabis ein deutliches Plus verzeichnen – von knapp 8,43 Millionen im Vorjahr auf 11,86 Millionen Euro.

Er sei noch immer überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft für die Ukraine, so Hauptgeschäftsführer Schwartz, der für die Zukunft auf die anhaltende Solidarität der Menschen mit der Ukraine appelliert: „Selbst wenn die Waffen irgendwann schweigen, braucht es sicherlich Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, um das Land wieder aufzubauen und die seelischen Verwundungen, die durch diesen Krieg entstanden sind, zu heilen.“

weltkirche.de/Renovabis/dr

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