Misereor und Renovabis bauen Kooperation aus
Seit Jahren arbeiten die beiden Hilfswerke in einigen finanziellen Fragen zusammen, in den kommenden Jahren wird geschaut, wo noch enger kooperiert werden kann. Die jetzigen Standorte in Aachen und Freising sollen offenbar nicht angetastet werden.
Aktualisiert: 18.04.2023
Lesedauer:
Misereor und Renovabis bauen ihre bereits seit vielen Jahren bestehende Kooperation weiter aus. Das gaben das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit mit Sitz in Aachen und das katholische Hilfswerk für Mittel-, Ost- und Südosteuropa mit Sitz in Freising am Dienstag bekannt. Beide Organisationen haben einen Prozess für die nächsten zehn Jahre angestoßen, an dessen Ende eine Zusammenführung der Hilfswerke stehen könnte.
Bis dahin ist geplant, eine gemeinsame Leitungs- und Gremienstruktur aufzubauen; Organisationseinheiten beider Häuser sollen inhaltlich und strategisch eng zusammenarbeiten. Gleichzeitig sieht die zwischen beiden Geschäftsführungen ausgehandelte Kooperationsvereinbarung vor, dass die Marken Misereor und Renovabis unter einem organisatorischen Dach eigenständig und die jetzigen Standorte der Werke in Aachen und Freising bestehen bleiben.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
„Wir sind davon überzeugt, dass wir dadurch einen nachhaltigen Beitrag leisten können, um unsere weltkirchliche Verantwortung und das Bewusstsein hierfür in Kirche, Gesellschaft und Politik wachzuhalten und womöglich weiter zu stärken“, betonen die Geschäftsführungen von Misereor und Renovabis.
Schon seit vielen Jahren gibt es auf finanzieller Ebene eine begrenzte Kooperation der Organisationen: So erhält Renovabis für seine Projektarbeit über die bei Misereor angesiedelte Katholische Zentralstelle für Entwicklungshilfe (KZE) Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine unterstützt Renovabis darüber hinaus die Betroffenen durch Spenden, die Misereor über das „Bündnis Entwicklung hilft“ zugeleitet wurden.
„Auch wenn wir noch nicht wissen, wohin der Prozess Misereor und Renovabis führen wird, soll zentrales Kriterium für seine weitere Ausgestaltung sein, unseren jeweiligen Auftrag nachhaltig und auf die Zukunft gerichtet erfüllen zu können. Dabei trägt uns die Verantwortung gegenüber unseren Partnern in der Einen Welt, unseren Mitarbeitenden in unseren Geschäftsstellen in Freising und Aachen und vielen Menschen, die unsere beiden Werke als Spendende und anders nach Kräften unterstützen“, erklären die beiden Werke.
„Was bei diesem Ziel nützt und hilfreich ist, werden wir gemeinsam erkunden und mit den dafür verantwortlichen Gremien entscheiden. Dieser Prozess erscheint uns umso wichtiger, da die katholische Kirche in Deutschland in den kommenden Jahren vor gewaltigen Herausforderungen steht. Steigende Kirchenaustrittszahlen und damit verbunden geringere Kirchensteuereinnahmen, sinkendes Engagement für Eine-Welt- oder Partnerschaftsgruppen in den Pfarrgemeinden sowie ein zunehmender Relevanzverlust in der Gesellschaft wirken sich auch auf die weltkirchlichen Werke und ihre Arbeit aus.“
Ungleiche Partner
Misereor, gegründet 1958, betreibt Entwicklungszusammenarbeit mit Partnern in 90 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien. Renovabis, das gerade 30 Jahre alt geworden ist, ist als Osteuropahilfswerk in 29 Ländern aktiv, von Estland bis Tadschikistan, von Albanien bis Sibirien.
Die Größenunterschiede zwischen beiden Werken sind gewaltig. Misereor beschäftigt rund 370 Menschen, Renovabis etwa ein Siebtel davon. Auch die Einnahmen bewegen sich in dieser Relation: 2021 waren es bei Misereor 247 Millionen Euro, bei Renovabis 34,8 Millionen Euro. Bei den geförderten Projekten ist es ähnlich.
Die Einnahmen beider Hilfsorganisationen setzen sich unterschiedlich zusammen. Misereor kann jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag aus dem Haushalt des Entwicklungsministeriums einsetzen, bei Renovabis sind es nur einige wenige Millionen Euro. Dafür erhält Renovabis fast doppelt so viele Kirchensteuermittel wie Misereor. Beide Organisationen sammeln darüberhinaus Spenden, insbesondere in ihren Kampagnenzeiten in der Fastenzeit und um Pfingsten.
Fast die Hälfte der von Renovabis geförderten Projekte hat einen kirchlichen oder seelsorglichen Bezug. Für solche Zwecke können keine Staatsgelder verwendet werden.
Außer Misereor und Renovabis gibt es in Deutschland noch weitere große katholische weltkirchliche Hilfswerke: Adveniat, Missio (München und Aachen), Caritas International und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“.
weltkirche.de/dr/kna/renovabis/misereor