Erzbischof: Christen im Irak wollen als Bürger anerkannt werden
Eigentlich räumt die irakische Verfassung auch religiösen Minderheiten besondere Rechte ein. Doch im Alltag scheint das bislang nur begrenzt zu funktionieren, berichtet der Erzbischof von Adiabene
Aktualisiert: 31.03.2023
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Christen im Irak sehen sich nach den Worten des syrisch-katholischen Erzbischofs Nathanael Nizar Wadih Semaan nach wie vor als Bürger zweiter Klasse. Dies teilte das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ am Donnerstag in München mit. Daran habe auch der Sturz des Regimes von Saddam Hussein nichts geändert. Der Kirchenmann betonte: „Wir fordern eine Verfassung, die sich auf Menschlichkeit gründet – nicht auf Religion.“ Denn eine Verfassung, die auf einer bestimmten Religion basiere, bedeute, dass man gemäß dieser behandelt werden könne. Das aber möchten die Christen nicht. Sie wollten vielmehr als „irakische Bürger“ behandelt werden.
Nizar leitet die syrisch-katholische Kirchenprovinz Adiabene mit Sitz in Ankawa bei Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan. Seinen Worten zufolge bemühen sich die Christen um gute Beziehungen zur Zentralregierung wie zur kurdischen Verwaltung. Sie verlangten nichts Besonderes, sondern nur, dass ihre Menschenwürde genauso akzeptiert werde wie die aller anderen Iraker.
In Kapitel 1, Artikel 2 der aktuell gültigen irakischen Verfassung von 2005 wird der Islam als Staatsreligion und grundlegende Quelle der Gesetzgebung festgelegt. Demnach darf kein Gesetz erlassen werden, das den etablierten Bestimmungen der Religion widerspricht. Gleichzeitig werden religiösen Minderheiten besondere Freiheiten eingeräumt. Der Missio-Länderbericht zur Religionsfreiheit im Irak kam daher schon 2014 zu der Einschätzung, im Hinblick auf die Religionsfreiheit stecke die Verfassung voller Widersprüche.
dr/KNA