Sich unseren Ängsten stellen und die Brüche in unserer Welt heilen. Hintergrundpapier zur Konzertierten Aktion von Justitia et Pax Europa 2023
Instrumentalisierung entgegenwirken

Russlands Krieg gegen die Ukraine: Justitia et Pax Europa für konstruktiven Umgang mit Ängsten

Brüssel/Berlin ‐ Diejenigen, die unter dem Krieg und seinen Folgen am meisten litten, müssten in den Debatten stärker zu Wort kommen, fordert Jörg Lüer, Generalsekretär der Deutschen Kommission Justitia et Pax bei der Vorstellung eines Hintergrundpapiers von Justitia et Pax Europa.

Erstellt: 27.03.2023
Aktualisiert: 27.03.2023
Lesedauer: 

Die Europäische Konferenz der Justitia-et-Pax-Kommissionen wirbt angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine und der anderen großen Krisen unserer Zeit für einen konstruktiven Umgang mit Ängsten. Im Rahmen der Konzertierten Aktion 2023 entwickeln die 32 nationalen Kommissionen des europäischen Netzwerks gemeinsam Lösungsansätze, wie ein konstruktiverer Umgang mit Ängsten gelingen und einer gezielten Instrumentalisierung von Ängsten entgegengewirkt werden kann.

„In den aktuellen Debatten werden ein starkes Gefühl von Verunsicherung und eine Vielzahl an Ängsten sichtbar. Diese Ängste mahnen uns zur Vorsicht und Besonnenheit. Dabei ist es jedoch entscheidend, dass wir die Angst nicht zu einer lähmenden Kraft werden lassen, die uns unserer dringend notwendigen Handlungsfähigkeit beraubt. Im Gegenteil, wir sollten sie als Weckruf verstehen und dabei sicherstellen, dass wir die Opfer der Gewalt nicht alleine lassen“, so Dr. Jörg Lüer, der Generalsekretär der Deutschen Kommission Justitia et Pax, und greift dabei das Beispiel der Ängste zum russischen Krieg gegen die Ukraine heraus. „Diejenigen, die unter dem Krieg und seinen Folgen am meisten leiden, müssen in den Debatten stärker zu Wort kommen. Es ist wichtig, sich selbst stets kritisch zu fragen, ob man tatsächlich die Bedürfnisse der Marginalisierten und besonders Schutzbedürftigen an die erste Stelle stellt oder ob es nicht in Wirklichkeit doch um eigene Unsicherheiten geht. Die Versuchung einer Selbsttäuschung ist hier sehr groß“, so Lüer.

Eine besondere Verantwortung sieht er dabei auch bei den Medienschaffenden: „Die Instrumentalisierung von Ängsten und ein Hang zur Polarisierung vergiftet die Debatten und erschwert dadurch eine nüchterne Lagebewertung und konstruktive Lösungsfindung.“ Den Medien komme daher eine besondere Verantwortung zu, nicht der Versuchung des Sensationalismus zu erliegen und dadurch entsprechende Tendenzen zu fördern.

Caritas-Mitarbeitende an der ukrainischen Grenze
Bild: © Francesco Pistilli/KNA

Caritas-Mitarbeitende helfen an der ukrainischen Grenze

Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (dt. Gerechtigkeit und Frieden) wurde 1967 gegründet und versteht sich als Forum der katholischen Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind. Justitia et Pax ist deren gemeinsame Stimme in Gesellschaft und Politik und damit Akteurin des politischen Dialogs. Die Kommission erarbeitet kirchliche Beiträge zur Entwicklungs-, Friedens- und Menschenrechtspolitik Deutschlands und entwickelt Konzepte für die internationale Arbeit der katholischen Kirche.

Mehr zum Thema