Versinkende Inseln: Pazifik-Bischöfe und Misereor rufen zum Handeln auf
Aachen ‐ Tiefliegende Inselstaaten wie Kiribati im Pazifischen Ozean drohen nach Schätzung von Fachleuten bis 2070 vollständig zu versinken. Die katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens schlagen Alarm.
Aktualisiert: 03.02.2023
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Schon heute verlassen Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Inselstaaten ihr bisheriges Zuhause. Dringend werden daher alternative Wohnstandorte für sie gesucht – etwa in Fidschi oder Neuseeland.
Die brisante Lage wird daher auch Hauptthema einer mehrtägigen Konferenz der katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens (FCBCO) sein, die am Sonntag in Suva, der Hauptstadt der Fidschi-Inseln, beginnt. Sie trägt den Titel „Rettet das Meer, um Mutter Erde zu retten“. Gemeinsam wollen die pazifischen Bischöfen unter anderem nach Antworten auf die Folgen des steigenden Meeresspiegels in der Region suchen. Als Beobachter wird – als einer der wenigen Teilnehmenden aus Europa – Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel dabei sein.
„Wir sind uns bewusst, dass der Pazifische Ozean den verschiedenen Diözesen von CEPAC eine Identität verleiht. Wir beginnen damit, eine Wertschätzung des Ozeans in der Schöpfungsgeschichte auszudrücken. Es ist unser Wunsch, diesen Teil von Gottes Schöpfung zu schützen, da das Wohlergehen unseres Volkes in so vielerlei Hinsicht vom Ozean abhängt. In einigen unserer Länder sind die Ozeane die größte Bedrohung, da Klimaveränderungen drastische Folgen für das tatsächliche Überleben dieser Länder haben.“
Synoden-Synthese der pazifischen Bischofskonferenz CEPAC
In Fidschi selbst machen sich die Folgen der Klimaveränderungen bereits deutlich bemerkbar. Immer häufiger kommt es zu Überflutungen und, an den Küsten nimmt die Erosion weiter zu. Ein weiteres Problem zeichnet sich durch die Versalzung des Grundwassers in landwirtschaftlichen Gebieten ab, die durch den Anstieg des Meeresspiegels verursacht wird.
70 Prozent des gesamten Sauerstoffs
Die Bischöfe Ozeaniens wollen auf ihrer Konferenz das Bewusstsein für die Verletzlichkeit, aber auch die Leistungen der Weltmeere schärfen: In der Einladung zu dem Treffen erinnern sie daran, dass die Pflanzen und Bakterien in den Meeren 70 Prozent des gesamten Sauerstoffs der Erde erzeugen, zudem Kohlenstoff binden und fast die Hälfte der bekannten Lebewesen dieser Welt in marinen Ökosystemen zu Hause ist.
„Umso dringlicher müssen wir uns für den Schutz der Schöpfung und ihrer Biodiversität einsetzen“, mahnt Misereor-Chef Spiegel im Vorfeld der Konferenz, auf der auch die Ergebnisse der kontinentalen Phase des synodalen Prozesses der Weltkirche debattiert und verabschiedet werden sollen. „Die Weltgemeinschaft ist gefordert, mit entschlossenen und konsequenten Schritten den Klimawandel und das Artensterben zu begrenzen. Die Zeit halbherziger Kompromisse und Ausreden ist vorbei.“ Deutschland stehe in der Verantwortung, Menschen und Staaten bei den damit verbundenen Herausforderungen zu unterstützen.
Spiegel fordert eine bessere Absicherung für Menschen, die aufgrund der Folgen der Erderhitzung fliehen oder migrieren müssen. „Wir brauchen schnellstmöglich zusätzliche Schutzmechanismen für Menschen, die klimabedingt ihre Heimat verlieren und innerhalb oder außerhalb ihres Landes Unterstützung und neue Lebensperspektiven suchen.“
Für den Ozean sprechen
Bereits vor rund zwei Wochen waren im australischen Melbourne Menschen aus ganz Ozeanien zusammengekommen, um eine Vorlage des Abschlussdokuments der kontinentalen Phase zur Weltsynode zu verfassen. Während es thematisch dabei vor allem darum ging, als Kirche an die Ränder zu gehen, gemeinsam voran zu schreiten, auch kirchenferne Menschen mitzunehmen und sich für unterschiedliche Kulturen und Lebensformen zu öffnen, kam doch auch die Zukunft des Pazifik immer wieder ins Gespräch.
Wohlergehen und Identität vieler Menschen hänge vom Ozean ab, heißt es beispielsweise im Synthesedokument der pazifischen Bischofskonferenz CEPAC. Doch inzwischen sei in einigen Ländern der Ozean die größte Bedrohung, da Klimaveränderungen drastische Folgen für das tatsächliche Überleben dieser Länder mit sich brächten.
„Ich habe hier den starken Wunsch gesehen, für den Ozean zu sprechen, der ein Drittel des Planeten, der Erde, bedeckt“, beschreibt die Neuseeländerin Therese Lautua ihre Eindrücke von der Synodalversammlung –und fragt: „Wenn wir und die Kirche in der Region nicht für ihn einstehen, wer dann?“
dr/weltkirche.de mit Material von Misereor