Ozeanische Kirche besorgt über Klimakrise
Suva ‐ Der Klimawandel ist in den Ländern Ozeaniens – der Südsee, Neuseelands und Australiens – längst Realität. Von den südpazifischen Inseln versinken ganze Küstenregionen.
Aktualisiert: 13.11.2023
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„Rettet das Meer, um Mutter Erde zu retten“; so lautete das Motto einer Tagung der katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens (FCBCO) auf Fidschi. Die Erderwärmung bedroht die Existenz vieler Inseln im Südpazifik.
Zu Beginn der fünftägigen Tagung in Suva besuchten die ozeanischen Bischöfe Orte, an denen Umweltprobleme unübersehbar sind. Das gesamte Ökosystem eines Flusses auf Fidschi hat sich durch jahrelange Kiesbaggerei und den Rückgang des Pegels um mehrere Meter drastisch verändert. Dann führte ein Landwirt den Kirchenmännern die Folgen des steigenden Meeresspiegels vor Augen. Die Hälfte seines vor einigen Jahren noch zehn Hektar großen Grundstücks sei bereits versunken, berichtete der Mann.
Bischof Michael Dooley von Dunedin in Neuseeland erklärte, diese Erlebnisse machten deutlich, dass auch die Kirche in Sachen Klima handeln müsse. Sie müsse „im Namen der schutzbedürftigen Menschen sprechen, die oft keine Gelegenheit haben, sich Gehör zu verschaffen“.
Der Klimawandel ist in den Ländern Ozeaniens – zu denen die Inselstaaten der Südsee ebenso gehören wie Neuseeland und Australien – längst Realität. Wie das Land des Bauern auf Fidschi versinken bei den südpazifischen Inseln ganze Küstenregionen. Der steigende Meeresspiegel bedroht Infrastruktur, Siedlungen, Ackerland, Grundwasser. Auch Australien erlebt immer häufiger die negativen Folgen des Klimawandels: Dürren, Stürme, Wolkenbrüche wie im Juli 2022 oder verheerende Feuersbrünste wie 2019/20.
Hilfsprogramme für die Südseenationen zur Anpassung an den Klimawandel gibt es reichlich. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit zum Beispiel wollte durch eine Lehrerfortbildung auf Fidschi und Kiribati dazu beitragen, dass der Klimawandel Teil des Schulunterrichts wird. Ebenfalls auf Kiribati und auf den Salomonen haben mit deutscher Hilfe 4.000 Menschen durch den Bau von Solaranlagen einen Stromanschluss bekommen. Zudem wurde in Zusammenarbeit mit Universitäten vor Ort qualifiziertes Personal zur Wartung und Instandhaltung der Solaranlagen ausgebildet.
Hilfsprogramme sind jedoch ein zweischneidiges Schwert. Australien hilft den Nachbarn in der Südsee ebenso, ist aber wegen seines großen Bergbausektors alles andere als ein Vorbild für Nachhaltigkeit. Die Klimapolitik der meisten australischen Regierungen der vergangenen Jahrzehnte wurde nicht zuletzt durch den Einfluss der konservativen Murdoch-Medien bestimmt – denen es vor allem um den Schutz heimischer Kohle- und Erzbergwerke ging.
Dass Finanzhilfen auch zu einem Problem werden können, zeigte im Herbst ein Report von Caritas Oceania und des Jubilee Australia Research Centre. Darin geht es um eine drohende Überschuldung von Ländern in der asiatisch-pazifischen Region durch Kredite im Allgemeinen und zur Bekämpfung des Klimawandels im Besonderen. Nicht in der Studie enthalten sind den Angaben zufolge jene sechs Milliarden Dollar Darlehen, die China zur Stärkung seiner Präsenz zwischen 2015 und 2020 an die Pazifik-Inselstaaten vergeben habe.
In einem Vorwort zu dem Report betont der Bischof von Tonga, Kardinal Soane Mafi: „Eine kombinierte Klima- und Schuldenkrise braut sich seit einiger Zeit zusammen; und sie setzt die Pazifikstaaten, die bereits vom Klimawandel betroffen sind, einem noch größeren Risiko aus.“
Bischöfe Ozeaniens wollen „Theologie des Pazifiks“ entwerfen
Zum Abschluss der Ozeanien-Etappe der katholischen Weltsynode haben die beteiligten Bischöfe und Laien ein positives Fazit gezogen. Man wolle nach der Tagung in Fidschis Hauptstadt Suva sicherstellen, dass in dem Prozess „weiterhin eine unverwechselbare ozeanische Stimme erklingt“, hieß es am Montag in einem Bericht der Australischen Bischofskonferenz. Ein entsprechendes Dokument des Verbands der katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens (FCBCO) werde in den nächsten Wochen veröffentlicht. Es gehe darum, eine „Theologie des Pazifiks“ zu entwerfen.
Der australische Erzbischof Mark Coleridge resümierte, es bilde sich dank der Beratungen allmählich eine „pazifische Stimme“ heraus. Sandie Cornish, Theologin an der Australian Catholic University, sagte als Mitglied einer Gruppe von Theologen aus Australien, Neuseeland, Fidschi und Papua Neuguinea: „Wir konnten den Bischöfen etwas vom Geschmack der Theologie bieten, die aus dieser Region kommt, um ihnen bei ihrer gemeinsamen Reflexion zu helfen.“ Kardinal Soane Mafi von Tonga warb für den Aufbau zusätzlicher theologischer Kapazitäten. Es müsse noch mehr getan werden, um Laien zum Theologiestudium zu ermutigen und Theologie aus pazifischer Perpektive zu betreiben. (KNA)
KNA