UN-Experte verlangt Quecksilber-Verbot in Kleinminen
Indigene Gemeinschaften besonders betroffen

UN-Experte verlangt Quecksilber-Verbot in Kleinminen

Genf ‐ Wollen Goldschürfer das gesammelte Edelmetall lösen, setzen sie dazu häufig Quecksilber ein – mit gravierenden Folgen für Menschen und Umwelt.

Erstellt: 26.09.2022
Aktualisiert: 27.09.2022
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Der UN-Sonderberichterstatter für Giftstoffe und Menschenrechte, Marcos Orellana, hat ein weltweites Verbot von Quecksilber für die Goldgewinnung in Kleinminen verlangt. Der Einsatz des hochgiftigen Metalls bedrohe zusehends Minenarbeiter, deren Familien und ihre Gemeinschaften, erklärte Orellana laut dem Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen in Genf am Dienstag. Von der Quecksilberverschmutzung besonders betroffen seien indigene Völker.

Trotz des 2017 in Kraft getretenen Minamata-Übereinkommens, das Quecksilber-Emissionen eindämmen soll, sei die Freisetzung dieses Schwermetalls in kleinen Minenbetrieben weiter gestiegen. Treibender Faktor sei die „unersättliche Nachfrage“ nach Gold durch Finanzmärkte und Schmuckindustrie, so Orellana. Für Edelmetall-Raffinerien bestünden keine angemessenen Sorgfaltspflicht-Mechanismen zur Wahrung von Menschenrechten. Die Staaten sollen daher den Einsatz und den Verkauf von Quecksilber für den Kleinbergbau unterbinden.

Oft bleiben nur apokalyptische Mondlandschaften

Goldschürfer sind laut Orellana mit 37% der weltweiten Emissionen die Hauptquelle für die globale Quecksilber-Verschmutzung, noch vor dem Verbrennen von Kohle (21%), der Herstellung von Nichteisenmetallen (15%) und der Zementproduktion (11%). Das flüssige Metall, das zum Lösen von Goldstaub verwendet wird, kann schwere Gesundheitsschäden verursachen und die Umwelt auf lange Zeit kontaminieren.

Über drei Viertel der rund 1.220 Tonnen Quecksilber, die Betreiberinnen und Betreiber von Kleinminen nach Schätzungen im Jahr 2015 einsetzten, wurden in Südamerika (53%) sowie Ost- und Südostasien freigesetzt.

Weltweit betreiben 10 bis 15 Millionen Menschen sogenannten „Kleinbergbau“ in der Hoffnung, Gold zu finden. Diese Art des Bergbaus hat dabei eine recht große Bandbreite: Sie umfasst vom einzelnen Goldwäscher, der im Sand eines Baches nach Goldstaub sucht, über Betreiber kleiner Stollen, bis zum kleinen oder mittleren Unternehmen, bei dem mit Baggerschiffen oder konventionellen Baggern und Pumpen komplette Wälder und Flüsse umgepflügt werden. Dabei hinterlassen sie oft apokalyptische Mondlandschaften.

Mit dem Quecksilber lässt sich der Goldstaub aus dem Erz binden, es bildet sich ein Amalgam. Dieses wird anschließend erhitzt, um reines Gold zu erhalten. Die dabei entstehenden Dämpfe und Flüssigkeiten entweichen meist in die Umwelt. Ist das Gold erst einmal gereinigt, lässt sich die Herkunft kaum noch nachvollziehen. Sowohl legal als auch illegal gefördertes Gold könne daher in Lieferketten geraten, so der UN-Sonderberichterstatter.

Indigene Gemeinschaften besonders betroffen

Auch wenn inzwischen manche indigenen Gemeinschaften selbst im Kleinbergbau aktiv sind, gehören sie in den meisten Fällen zu denjenigen, die der Goldbergbau am schlimmsten trifft. Allein aus Brasilien, Peru, Suriname, Indonesien und Bolivien zeigt der Orellana-Bericht elf konkrete Beispiele auf, die häufig mit dem Konsum vergifteter Fische und Vertreibung zu tun haben.

Von weltkirche.de/DR/KNA