Unterschiede bereichern

Unterschiede bereichern

Kultur ‐ Weltweit wird über das Thema Flüchtlingspolitik diskutiert. Der anhaltende Terrorismus drängt immer mehr Menschen dazu, ihr Heimatland zu verlassen und in der Fremde nach einer sicheren Bleibe zu suchen. Auch die „Interkulturelle Woche“ setzt einen Schwerpunkt auf dieses Thema und beschäftigt sich dieses Jahr besonders mit der Frage, wie die Integration von Flüchtlingen gelingen kann. Heute findet die bundesweite Eröffnung der Woche in Stuttgart statt.

Erstellt: 19.09.2014
Aktualisiert: 04.05.2023
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„Vor Ort ist sowohl in den Kommunen als auch in den Kirchengemeinden ein unglaublich tolles Engagement sichtbar“, beschreibt Gabriele Erpenbeck, Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses, die Lage in Deutschland. „Vereine und Initiativen unterstützen und begleiten Flüchtlinge bei der Unterbringung und dem Neustart in unserer Gesellschaft. Dies wird in der Interkulturellen Woche sichtbar.“

Unterschiede bereichern

Dennoch dürfe man beim Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft Gemeinsamkeiten nicht voraussetzen, heißt es auf der Internetseite der Initiative. Deshalb wolle man unter dem Motto „Gemeinsamkeiten finden, Unterschiede feiern“ auf der „Interkulturellen Woche“ vor allem eines tun: sich erst einmal zusammensetzen. Wenn man so tatsächlich Gemeinsamkeiten entdecke, bedeute das aber nicht, „dass am Ende alle gleich und verwechselbar sind“. Unterschiede seien eine Bereicherung und könnten durchaus Spaß machen. Daher solle es auf der „Interkulturellen Woche“ auch darum gehen, Unterschiede zu feiern.

Forderung nach Gleichberechtigung

Bevor sie ihre Gemeinsamkeiten entdecken und ihre Traditionen einbringen könnten, müsse aber zunächst garantiert sein, dass alle Menschen überhaupt gleichberechtigt an der Gesellschaft teilnehmen könnten. Die Veranstalter sprechen sich damit gegen Diskriminierung, Rassismus und Ungleichbehandlung aus. Auch wenn sich Deutschland immer wieder als weltoffenes Land präsentiere, belegten Studien gerade hierzulande häufig rassistische und ausgrenzende Haltungen. Für bessere politische und rechtliche Rahmenbedingungen für Zuwanderer einzutreten, zähle daher zum Kernprogramm der „Interkulturellen Woche“.

Etwa 4.500 Veranstaltungen in mehr als 500 Städten geben der „Interkulturellen Woche“ ein Gesicht. In Aachen können Interessierte beispielsweise an einem interreligiösen Stadtspaziergang teilnehmen, in Bamberg den orientalischen Bauchtanz kennenlernen oder in Dresden traditionellen Indianergesängen lauschen.

Die bundesweite Eröffnung findet heute Abend mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Domkirche St. Eberhard in Stuttgart statt. Daran schließt sich ein Festakt im Stuttgarter Rathaus an, bei dem unter anderem die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz, sprechen wird.

Auch in der Kirche sei Vielfalt eine Bereicherung

Jedes Jahr bereitet der Ökumenische Vorbereitungsausschuss die „Interkulturelle Woche“ vor, überlegt sich die Schwerpunkte und stellt Materialien für die einzelnen Vorbereitungsgruppen bereit. Als zentraler Bezugspunkt dient das Gemeinsame Wort der Kirchen, das jeweils im Mai veröffentlicht wird und auf das Thema der Woche eingeht. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Nikolaus Schneider als Ratspräsident der evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxe Metropolit Augoustinos heben darin hervor, dass Vielfalt eine Bereicherung ist und auch zum Wesen der Kirche gehört. Bei der Debatte um Zuwanderung dürfe nicht immer nur der Bedarf an Arbeitskräften entscheidend sein. Vielmehr „muss in unserem reichen Land immer auch Platz für diejenigen sein, die unserer Fürsorge und Zuwendung bedürfen“, heißt es in dem Papier. Die Kirchenvertreter fordern in Deutschland ein „humanitäres Aufenthaltsrecht ein, das diesen Namen verdient“.

Die „Interkulturelle Woche“ ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie und wurde bereits 1975 ins Leben gerufen. Der „Tag des Flüchtlings“ am 26. September ist ein fester Bestandteil der Woche.

Von Theresia Lipp

Weitere Informationen

Alles rund um die „Interkulturelle Woche“ sowie Materialien zum Download finden Sie auf der Internetseite der Initiative:

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Eine Politik, die Fremdenfeindlichkeit schürt und ein nationalistisches Kulturverständnis pflegt, ist mit einer christlichen Haltung nicht vereinbar. Das betonen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos in einem Gemeinsamen Wort der Kirchen zur 42. Interkulturellen Woche 2017. Diese wurde am Montag mit einem ökumenischen Gottesdienst in Offenbach eröffnet.