Schick: „Kriege sind die großen Energieverschwender“
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Schick: „Kriege sind die großen Energieverschwender“

Jahrestagung Weltkirche und Mission ‐ Kriege - das hat Erzbischof Dr. Ludwig Schick nicht zuletzt auf seiner jüngsten Syrienreise erlebt - sind die großen Energiefresser auf der Welt. Bei der Jahrestagung Weltkirche und Mission in Würzburg forderte der Weltkirche-Bischof mehr Einsatz für Klimagerechtigkeit.

Erstellt: 29.05.2019
Aktualisiert: 29.05.2019
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Kriege - das hat Erzbischof Dr. Ludwig Schick nicht zuletzt auf seiner jüngsten Syrienreise erlebt - sind die großen Energiefresser auf der Welt. Für den Weltkirche-Bischof ist entscheidend, dass es in Deutschland mehr politisches Handeln gibt - zugunsten von Gerechtigkeit und Umweltschutz. Bei den Kirchen müsse dieser Einsatz bereits in den Pfarreien beginnen, sagte er im Rahmen der Jahrestagung Weltkirche und Mission zum Thema Klimagerechtigkeit in Würzburg.

Herr Erzbischof, auf der Jahrestagung gab es viele Anregungen, wie die Kirche das Thema Klimagerechtigkeit voranbringen kann. Was nehmen Sie davon mit?

Erzbischof Dr. Ludwig Schick: Für uns in Deutschland ist es wichtig, den CO2-Ausstoß zu minimieren, indem wir uns in der Energieversorgung umstellen. Das tun wir etwa mit Gebäudeumrüstungen. Zweitens müssen wir die Mobilität anders organisieren und verbessern. Also so wenig CO2-Ausstoß wie möglich, bei allen Fahrten – ob mit dem Auto, dem Flugzeug oder anderen Verkehrsmitteln. Drittens ist ein neuer Lebensstil wichtig. Wir müssen darüber nachdenken, wie viel Fleisch wir essen, wie wir landwirtschaftlich agieren. Wir brauchen einen ökologischen Ausbau. Das ist das, was ich für meine Diözese und mein Wirken zuhause mitnehme.

Als Weltkirche-Bischof sehe ich aber auch die Situation in Afrika, dem Nahen Osten oder Asien. Dort gibt es andere Themen. Ein ganz großer Energieverschwender sind die Kriege. Wir haben allein im ganzen Nahen Osten, in Syrien, Irak oder dem Jemen zahlreiche Kriege, für die es wieder Waffen braucht. Waffenproduktion ist ein großer Energiefresser. Da müssen wir unbedingt etwas tun. In Afrika geht es zudem um Themen wie Bildung und Bevölkerungswachstum – das sind unsere Themen, die wir weltweit haben.

Frage: Was bedeutet das für uns in Deutschland?

Schick: Wir brauchen in Deutschland mehr politisches Handeln. Ob es eine christliche Politik gibt, sei mal dahingestellt. Aber dass es Politik aus dem Christentum gibt, da bin ich mir ganz sicher. Diese Politik muss die vier Kardinaltugenden mit einbringen: Gerechtigkeit weltweit, Maß halten, Klugheit, dass ich gut darüber nachdenke, welche Folgen meine Entscheidungen haben. Und es braucht Tapferkeit, das auch durchzuführen.

Frage: Die Deutsche Bischofskonferenz hat zehn Thesen zum Klimaschutz veröffentlicht. Doch in den einzelnen Diözesen gibt es nach wie vor relativ wenige Umweltbeauftragte. Muss die Kirche diesen Bereich noch mehr stärken?

Schick: Ja. Aber man muss auch sagen, dass die Umweltfragen in unserer Diözese und auch in anderen nicht unbedingt nur von den Umweltbeauftragten vorangebracht werden, sondern etwa durch die Bauabteilungen. Hier brauchen wir in der Leitung Leute, die für die Umweltthemen sensibel sind. Wir brauchen sogenannte Umweltauditoren in den Pfarreien, weil unsere kirchlichen Gebäude im Eigentum der Pfarreien sind. Dort muss etwas geschehen. Wir brauchen auch in unseren Bildungshäusern umweltbewusste Leiterinnen und Leiter, dass sie das EMAS-Zertifikat anstreben und auch bekommen. Es liegt nicht daran, dass wir zu wenige Umweltbeauftragte haben, sondern dass die Sensibilität in den kirchlichen Organisationen und Institutionen insgesamt nicht genügend ausgebildet ist. Da müssen wir ansetzen.

Frage: Im Herbst findet im Vatikan die Amazonas-Synode statt. Was erwarten Sie sich hier mit Blick auf das künftige Engagement der Kirche für die Klimagerechtigkeit?

Schick: Es handelt sich hier um eine Regionalsynode und hier gibt es ganz konkrete Aufgaben: Zum einen der Klimaschutz, das Abholzen der Amazonas-Wälder, die Bewahrung des Wasserressorts in Amazonien. Dann haben wir die Aufgabe, die indigenen Völker zu schützen und zu helfen, dass sie leben und ihre Kultur behalten können. Wir müssen sehen, dass es für diese Region eine Politik gibt, die wirklich menschen- aber auch schöpfungsfreundlich ist. Wenn die Aufgabe dort gelöst wird, dann wird sich das auch auf andere Regionen auswirken – zunächst einmal in Lateinamerika, aber auch für die ganze Welt. An diesem Punkt werden andere hoffentlich sensibler werden. Ich wünsche mir, dass die Synode für Amazonien gut gelingt, Fortschritte bringt für die Schöpfung, für die Menschen und die Politik dort. Und dass das Auswirkungen hat auf die ganze Welt.

Das Interview führte Claudia Zeisel.

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