Chinese wird Chef der Welternährungsorganisation FAO
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Chinese wird Chef der Welternährungsorganisation FAO

Hunger und Armut ‐ Eine der größten UN-Organisationen hat einen neuen Leiter: die FAO mit Sitz in Rom. Deren neuer Generaldirektor wird der bisherige chinesische Vize-Landwirtschaftsminister Qu. Die EU ist nicht ganz so glücklich.

Erstellt: 24.06.2019
Aktualisiert: 24.06.2019
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Eine der größten UN-Organisationen hat einen neuen Leiter: die FAO mit Sitz in Rom. Deren neuer Generaldirektor wird der bisherige chinesische Vize-Landwirtschaftsminister Qu. Die EU ist nicht ganz so glücklich.

Die Welternährungsorganisation FAO hat einen neuen Generaldirektor. Bei der 41. FAO-Konferenz in Rom setzte sich am Sonntag der chinesische Vizeminister für Landwirtschaft Qu Dongyu mit absoluter Mehrheit gegen zwei Mitbewerber durch. Zu den Unterlegenen gehört auch die Französin Catherine Geslain-Laneelle, die von der EU favorisiert worden war.

Für die Bundesrepublik Deutschland hatte Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) an der FAO-Tagung teilgenommen. Sie bot Qu anschließend „eine enge und auch vertrauensvolle Zusammenarbeit“ an. Wichtig sei, dass sich die FAO unter seiner Leitung wieder stärker auf die Wissensvermittlung in der Landwirtschaft und Ernährungssicherung ausrichte. Ernährungssicherung sei Friedenssicherung; es gebe ein Menschenrecht auf Nahrung, betonte Klöckner.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen mit Hauptsitz in Rom hat die Aufgabe, die Ernährungssicherheit weltweit zu verbessern. Aktuell sind 194 Staaten sowie die EU Mitglieder der FAO. Im aktuellen Haushalt sind Ausgaben von umgerechnet 2,6 Milliarden Euro geplant. Größter Einzelgeber sind die USA, gefolgt von Japan, China und Deutschland.

Mit der Wahl löst der 45-jährige Qu zum 1. August den Brasilianer Jose Graziano da Silva an der Spitze der FAO ab, der die UN-Einrichtung seit 2012 leitete. Kritiker bemängelten, die Rolle der FAO bei den Vereinten Nationen habe sich während der Amtszeit da Silvas geschwächt. Dabei kommt der Organisation mit der UN-Agenda 2030 eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (SDG) der Vereinten Nationen zu.

Die Kandidatur von Qu war von Ländern wie Brasilien, Argentinien und Uruguay unterstützt worden, während die USA den früheren georgischen Agrarminister Davit Kirvalidze favorisierten. Die EU setzte sich erfolglos für die Französin Geslain-Laneelle ein. Die 55-jährige Agrartechnikerin und frühere Leiterin der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit wurde von deutschen Regierungsvertretern als fachlich versiert und international erfahren beschrieben.

Bereits früher im Verfahren hatten Kamerun und Indien teils auf Betreiben Chinas ihre Bewerber zurückgezogen. Beobachtern zufolge suchte China unter anderem mit Finanzhilfen Einfluss auf afrikanische und asiatische Staaten, um die Wahl zu gewinnen.

Kritiker befürchten, dass China seine Rolle in der FAO nutzen wird, um eigene Wirtschafts- und Investitionsziele in Afrika und Asien zu verfolgen, und dabei Themen wie Menschenrechte, Korruptionsbekämpfung und Bildung nachordnet. Im Vorfeld der FAO-Konferenz bekräftigte China seine Partnerschaft mit den G77, einem hauptsächlich von Entwicklungs- und Schwellenländern gebildeten Verband.

Kurz vor der Wahl hatte auch Klöckner mit Blick auf eine chinesisch geführte FAO die Sorge geäußert, China werde eigene Interessen verfolgen. „Die Afrikapolitik von China ist bekannt: großer Blick auf Bodenschätze, das Angebot, sehr schnell Infrastruktur zu bauen in afrikanischen Ländern, aber das nicht ohne Gegenleistung – es wird gepfändet, es werden eigene Mitarbeiter mitgebracht aus China, es entsteht kaum Wertschöpfung vor Ort, also kaum Entwicklungschancen innerhalb der afrikanischen Länder, um sich selbst ernähren zu können“, sagte die Ministerin am Wochenende vor Journalisten in Rom.

Klöckner sagte weiter, Deutschland werde jede statutengemäße Wahl akzeptieren, aber dennoch ihre Erwartungen an die FAO formulieren. „Wir sind ja nicht nur Geber und ziehen uns dann zurück, sondern wir bringen uns in die Diskussion ein, wie die Ausrichtung der FAO ist.“ Eine Mittelkürzung wies die Ministerin zurück. „Wir halten uns an internationale Abmachungen“, so Klöckner.