Neuer Missio-Chef zum Monat der Weltmission
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Neuer Missio-Chef zum Monat der Weltmission

Monat der Weltmission ‐ Das katholische Hilfswerk Missio Aachen hat am Sonntag zusammen mit dem Bistum Münster den Startschuss gegeben zum Monat der Weltmission. Die Details erklärt Präsident Dirk Bingener im Interview.

Erstellt: 07.10.2019
Aktualisiert: 07.10.2019
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Das katholische Hilfswerk Missio Aachen hat am Sonntag zusammen mit dem Bistum Münster den Startschuss gegeben zum Monat der Weltmission, der größten weltweiten Solidaritätsaktion der katholischen Kirche. Außerdem hat Missio zusammen mit der Sängerin Patricia Kelly die weltweite Aktion #MyMission gestartet. Aus Anlass des von Papst Franziskus ausgerufenen Außerordentlichen Monats der Weltmission will Missio weltweit eine Million Menschen zum Mitmachen bewegen, erklärt Präsident Dirk Bingener im Interview.

Frage: Pfarrer Bingener, es gibt in diesem Jahr einen Außerordentlichen Monat der Weltmission. Was hat es damit auf sich?

Bingener: Das ist eine weltweite Initiative von Papst Franziskus. Unter dem Leitwort „Getauft und gesandt“ soll sie deutlich machen, dass jeder Mann und jede Frau eine Mission hat und ein missionarischer Mensch sein kann. Der Papst wünscht sich mehr Missionsgeist und mehr „kreativen Mut“ bei allen Getauften, wie er es formuliert hat.

Frage: Wie begehen sie bei Missio diesen Monat?

Bingener: Neben der regulären Missio-Aktion zum Weltmissionssonntag am 27. Oktober haben wir zusammen mit Patricia Kelly als Schirmherrin die Aktion #myMission gestartet, bei der jede und jeder mitmachen kann mit einem Post in den Sozialen Medien und einer Antwort auf die Frage: Was ist Deine persönliche Mission? Das Ziel ist, dass eine Million Statements aus der ganzen Welt unter dem Hashtag #myMission gepostet werden. Diese kann man dann auf einer Social Wall auf der Missio-Homepage sehen. Ich bin gespannt – und sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen.

Frage: Was wollen Sie damit erreichen?

Bingener: Mission ist für manche ja ein etwas schwieriger Begriff. Und hier geht es darum zu überlegen, was es heißt, ein missionarischer Mensch zu sein. Ich bin ja ganz neu als Missio-Präsident und habe mich auch gefragt, was ich antworten kann: Ich glaube, missionarisch ist ein Mensch, der etwas ausstrahlt. Und wenn man ihm begegnet, ist man danach getrösteter, froher oder mutiger. Ich bin der Überzeugung: Gott hat mich gewollt. Ich habe einen Auftrag, den niemand anderes erfüllen kann als ich selbst. Ich versuche ein ganzes Leben lang zu verstehen, was das genau und konkret für mich bedeutet. Das ist meine Mission. Aber jeder hat da andere Antworten. Und mit der Aktion wollen wir ermuntern, darüber nachzudenken und sich auch mit anderen auszutauschen.

Frage: Und was ist die Mission von Patricia Kelly in dem Zusammenhang?

Bingener: Sie unterstützt Missio schon lange. Patricia Kelly steht zu ihrem Glauben und spricht darüber öffentlich. Für mich ist sie ein gutes Beispiel dafür, wie man missionarisch Christ sein kann. Und mit ihrer Power – nicht nur in der Musik – und Lebensfreude strahlt sie etwas aus und kann andere mitreißen.

Frage: Wie kann man denn selbst mitmachen bei der Aktion?

Bingener: Am einfachsten gehen Sie auf unsere Homepage www.missio-hilft.de/mymission. Dort finden Sie eine Vorlage zum Ausdrucken auf Papier. Darauf schreiben Sie Ihre eigene konkrete Mission, machen ein Foto oder Video von sich und Ihrer Mission, und laden das dann auf Ihrem Account auf Facebook, Instagram, Twitter oder YouTube mit dem Hashtag #MyMission hoch. Das Ganze erscheint in einer Social Wall, auf der Beiträge aus aller Welt einlaufen.

Frage: Und was schreiben die Leute bisher so?

Bingener: Das meiste ist wirklich mitten aus dem Leben: Für die einen ist es zum Beispiel Mission, eine gute große Schwester zu sein oder immer ein offenes Ohr für Freunde und Bekannte zu haben. Andere schreiben, ihre Mission sei es, sich für Menschenrechte einzusetzen oder einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Die Antworten fallen vielfältig aus.

Frage: Neben dieser Aktion haben Sie am Sonntag auch den traditionellen Monat der Weltmission mit dem Weltmissionssonntag und der bundesweiten Kollekte am 27. Oktober gestartet. Worum geht es da in diesem Jahr?

Bingener: Unsere Beispielregion ist Nordostindien – das sind sieben Bundesstaaten an den Grenzen zu Bangladesch, Myanmar, Bhutan und China. Dort leben 200 indigene Völker. Hier entsteht oft der Eindruck, wie Bürger zweiter Klasse behandelt zu werden. Die Menschen leiden unter gewalttätigen Konflikten, gesellschaftlichen Spannungen, Menschenhandel oder Ausbeutung in illegalen Kohlenminen. Und es gibt in Nordostindien eine sehr junge Kirche, die vor Ort mit den Menschen zusammenlebt. Sie macht ihnen Mut, stärkt ihre Würde, respektiert die indigene Kultur und vermittelt in den Konflikten. Und dabei unterstützen wir sie – auch mit den Spenden aus Deutschland, die an unsere Partner gehen.

Frage: Zum Beispiel?

Bingener: Besonders beeindruckend finde ich etwa die „touring sisters“: Das sind Ordensschwestern, die in Nordostindien entlegene Dörfer aufsuchen und dort wie eine mobile Sozialstation arbeiten. Sie sehen die Nöte der Menschen und sorgen ganz konkret für Hilfe und Verbesserungen. Bei uns gehören ja immer der Glauben, die Seelsorge und die kirchliche Sozialarbeit zusammen. Und wir unterstützen auch sogenannte Barfuß-Anwälte, die ebenfalls von Dorf zu Dorf ziehen und gegen Sklaverei und Menschenhandel vorgehen. Sie beraten nicht nur, sie ermutigen und befähigen die Menschen dazu, selbst ihre Menschenrechte wahrzunehmen. Das sind nur zwei – wie ich finde sehr schöne – Projekte für eine Kirche in Bewegung, die zu den Menschen hingeht. Und genau das ist für mich missionarisch. Das sind Menschen, die etwas ausstrahlen und ganz authentisch Kirche leben.

Von Gottfried Bohl (KNA)

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