Deutsche Vertreter sehen Amazonas-Synode positiv
Amazonas-Synode ‐ Die am Sonntag beendete Amazonas-Synode stößt bei Teilnehmern und Vertretern aus Deutschland auf ein positives Echo. „Diese Synode hat gezeigt: Das Klimathema ist nicht nur etwas für sozial engagierte Gruppen, es ist in der Mitte der Kirche angekommen“, sagte Kardinal Marx.
Aktualisiert: 29.10.2019
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Die am Sonntag beendete Amazonas-Synode stößt bei Teilnehmern und Vertretern aus Deutschland auf ein positives Echo. „Diese Synode hat gezeigt: Das Klimathema ist nicht nur etwas für sozial engagierte Gruppen, es ist in der Mitte der Kirche angekommen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zugleich äußerte der Erzbischof von München und Freising die Hoffnung, dass die Synode auch dem auf Ebene der deutschen Kirche geplanten Reformdialog, dem „synodalen Weg“, Rückenwind verleihe. Das Thema einer Priesterweihe von verheirateten Männern und auch der Frauendiakonat seien häufiger und deutlicher angesprochen worden, als er selbst das erwartet habe, so Marx. „Das zeigt, dass die Themen, die wir in Deutschland diskutieren, auch weltkirchliche Themen sind.“
Die Amazonas-Synode im Vatikan befasste sich mit sozial-ökologischen Herausforderungen der Region sowie neuen Wegen in der Seelsorge. Dazu gehören auch eine größere Anerkennung der Rolle von Frauen in den Gemeinden und mehr Verantwortung. Ebenso wurde eine in Ausnahmen mögliche Priesterweihe verheirateter Männer vorgeschlagen. An dem drei Wochen dauernden Treffen nahmen 185 Mitglieder, größtenteils Bischöfe, sowie knapp 100 Ordensleute, Experten und Gäste teil.
Ähnlich wie Marx äußerte sich Misereor-Chef Pirmin Spiegel. Er sprach von einem „Aufruf zum Weiterdenken“. Die Kirche in Deutschland müsse beim „synodalen Weg“ die Ergebnisse der Synode mit berücksichtigen. „Auch wenn dringlich notwendige Reformen Zeit brauchen, ist ein Aufbruch auf neue und andere Wege erlebbar“, fasste Spiegel zusammen.
Der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Michel Heinz, erklärte: „Die alten hierarchischen Strukturen haben sich überlebt.“ Die Amazonas-Synode mahne auch Christen in Europa zum Handeln. „In einer Zeit, in der in Europa nationalistische Kräfte die Erderwärmung und den menschengemachten Klimawandel leugnen und gleichzeitig die Kirchen als Verbündete in einem vermeintlichen Kampf gegen den Untergang des christlichen Abendlandes missbrauchen, ist es höchste Zeit für ein kirchliches Bekenntnis zu Europa.“
Der Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerkes Missio Aachen, Dirk Bingener, richtete den Blick nach Afrika. „Die respektvolle missionarische Verwurzelung des Glaubens, die Stärkung der Rolle von Frauen und der Einsatz an der Seite der indigenen Bevölkerung sind die Punkte, die auch uns in anderen Kontinenten der Weltkirche beschäftigten.“
Die Organisation „Wir sind Kirche“ wertete die Synode als „Abkehr von einer eurozentristischen römischen Kirche“, kritisierte aber zugleich eine „weiter bestehende Geschlechterungerechtigkeit“. Der Psychotherapeut und Theologe Wunibald Müller stufte das Treffen als historisch ein. Es werde in die Geschichte eingehen als die Synode, mit der das Ende der verpflichtenden Ehelosigkeit für katholische Priester eingeläutet worden sei.