Frage: Und mit Blick auf die brasilianische Regierung? Sind Sie da optimistisch, dass es durch die Forderungen der Amazonas-Synode Konsequenzen geben wird? Schließlich ist ihr die Synode ja von vorne herein ein Dorn im Auge gewesen.
Heinz: Ich glaube, dass die Kirche im Moment wieder ihre prophetische Stimme erhebt. Auch mit dem Risiko, das zu bereuen, weil einzelne Kirchenleute dafür dann bestraft und verfolgt werden. Es gab auch Stimmen auf der Amazonas-Synode, die sich fragten: Was passiert mit den Menschen, die sich prophetisch für die Indigenen oder den Umweltschutz einsetzen und damit ihr Leben riskieren. Da ist aber sowohl bei den indigenen Völkern als auch bei Ordensleuten, Priestern und Bischöfen eine große Bereitschaft da. Sie sind sich des Risikos bewusst, die Stimme zu erheben, aber sie tun es auch, weil sie sich sicher sind: Es ist im Moment angesagt. Das spürt man auch in der Überzeugung und im Zeugnischarakter dieser Personen.
Frage: Der Papst hat zugleich auch davor gewarnt, indigene Völker zu idealisieren. Wie sehen Sie das?
Heinz: Es gibt natürlich auch bei indigenen Völkern Menschen, die einen anderen Lebensstil leben wollen und auch leben. Es ist nicht nur so, dass die indigenen Völker nur ihre alte Lebensweise pflegen, die sehr gut für die Natur ist. Die Indigenen sind die besten Umweltschützer, aber es gibt immer Leute, die die Situation ausnutzen, wenn sie mit Firmen Kontakt haben und ihre Völker vertreten sollen. Korruption herrscht auch dort – ebenso wie bei uns. Aber ich würde nicht sagen, dass das die große Mehrheit wäre, sondern die meisten Indigenen sind sich bewusst, dass es hier um alles oder nichts geht und die Erde und der Amazonas als Lunge der Erde beschützt werden müssen.
Frage: Welche Ergebnisse wünschen Sie sich von der Amazonas-Synode im Abschluss-Schreiben des Papstes?
Heinz: Die Menschen in der Synodenaula kommen zu rund 85 Prozent von der Basis – da rechne ich auch die Amazonas-Bischöfe dazu, denn sie kennen ihre Gebiete und wissen, wie es dort aussieht. Ich rechne natürlich auch die Indigenen-Vertreter und die Ordensleute hinzu, die aus diesem Gebiet kommen. Von daher wird es sicher ein sehr pastorales und praktisches Dokument werden, wo konkrete Dinge angesprochen werden, die die Ortskirche in Amazonien angehen aber darüber hinaus werden sicher Vorschläge gemacht, wie wir in der Weltkirche besser zusammenarbeiten können, um das gemeinsame Haus zu schützen.
Das Interview führte Claudia Zeisel.
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