Frage: Und was schreiben die Leute bisher so?
Bingener: Das meiste ist wirklich mitten aus dem Leben: Für die einen ist es zum Beispiel Mission, eine gute große Schwester zu sein oder immer ein offenes Ohr für Freunde und Bekannte zu haben. Andere schreiben, ihre Mission sei es, sich für Menschenrechte einzusetzen oder einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Die Antworten fallen vielfältig aus.
Frage: Neben dieser Aktion haben Sie am Sonntag auch den traditionellen Monat der Weltmission mit dem Weltmissionssonntag und der bundesweiten Kollekte am 27. Oktober gestartet. Worum geht es da in diesem Jahr?
Bingener: Unsere Beispielregion ist Nordostindien – das sind sieben Bundesstaaten an den Grenzen zu Bangladesch, Myanmar, Bhutan und China. Dort leben 200 indigene Völker. Hier entsteht oft der Eindruck, wie Bürger zweiter Klasse behandelt zu werden. Die Menschen leiden unter gewalttätigen Konflikten, gesellschaftlichen Spannungen, Menschenhandel oder Ausbeutung in illegalen Kohlenminen. Und es gibt in Nordostindien eine sehr junge Kirche, die vor Ort mit den Menschen zusammenlebt. Sie macht ihnen Mut, stärkt ihre Würde, respektiert die indigene Kultur und vermittelt in den Konflikten. Und dabei unterstützen wir sie – auch mit den Spenden aus Deutschland, die an unsere Partner gehen.
Frage: Zum Beispiel?
Bingener: Besonders beeindruckend finde ich etwa die „touring sisters“: Das sind Ordensschwestern, die in Nordostindien entlegene Dörfer aufsuchen und dort wie eine mobile Sozialstation arbeiten. Sie sehen die Nöte der Menschen und sorgen ganz konkret für Hilfe und Verbesserungen. Bei uns gehören ja immer der Glauben, die Seelsorge und die kirchliche Sozialarbeit zusammen. Und wir unterstützen auch sogenannte Barfuß-Anwälte, die ebenfalls von Dorf zu Dorf ziehen und gegen Sklaverei und Menschenhandel vorgehen. Sie beraten nicht nur, sie ermutigen und befähigen die Menschen dazu, selbst ihre Menschenrechte wahrzunehmen. Das sind nur zwei – wie ich finde sehr schöne – Projekte für eine Kirche in Bewegung, die zu den Menschen hingeht. Und genau das ist für mich missionarisch. Das sind Menschen, die etwas ausstrahlen und ganz authentisch Kirche leben.
Von Gottfried Bohl (KNA)
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