Vieles auf der Reise blieb angedeutet oder ungesagt. Das Thema Aids etwa: Mosambik weist nicht nur eine der höchsten Geburtenraten der Welt auf, sondern liegt auch bei der Verbreitung des HI-Virus auf den ersten Plätzen. Als eine Ursache gelten mangelnde Aufklärung und unzureichender Zugang zu Verhütungsmitteln.
Franziskus vermied jede moraltheologische Debatte und schlug einen geistlichen Ton an. Aids-Patienten verglich er mit Menschen, die am Straßenrand liegengeblieben sind und denen man über eine medizinische Behandlung hinaus ihre Würde zurückgeben müsse. Solche Zurückhaltung stieß bei einheimischen Theologen auf Beifall. Fragen der Sexualität sind in Afrika zu sehr mit einem Tabu behaftet, als dass man so offen wie in Europa darüber reden könnte.
Ähnlich ließ der Papst die Frage der Familienplanung aus. Franziskus weiß, dass ein Appell zu verantworteter Elternschaft und Augenmaß in Moralfragen die schwelende Debatte mit ultrakonservativen Katholiken angeheizt hätte. Zudem entging er so der Verdächtigung durch afrikanische Gastgeber, sich zum Helfer des Westens zu machen, der aus Eigeninteressen das Bevölkerungswachstum in Afrika dämpfen will.
Wie behutsam der Papst sozialpolitische Anliegen vorbringen kann, zeigte er auch bei Arbeitern in Antananarivo. Die Forderung nach gerechten Löhnen und menschenwürdigen Beschäftigungsverhältnissen fasste er in die Form eines Gebets – und entzog sie damit einer parteipolitischen Verzweckung.
Im Vorfeld der Reise war erwartet worden, dass Franziskus in Mosambik die Region Beira besucht, die im März vom Zyklon „Idai“ verwüstet wurde. Doch der Abstecher fand nicht statt. Kirchenvertreter nannten dafür unterschiedliche Gründe: Mal hieß es, das Besuchsprogramm habe schon vor der Sturmkatastrophe festgestanden, mal wurde die geschwächte Infrastruktur angeführt.
Franziskus beteuerte, er sei den Betroffenen in Gedanken nahe. Am letzten Morgen in Maputo bekam er einen hölzernen Kreuzstab geschenkt, gefertigt aus Trümmerholz von Beira. Er benutzte ihn bei der Abschlussmesse; so waren für ihn auch die Leidenden von Beira gegenwärtig.
Von Burkhard Jürgens (KNA)
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