Frage: Stattdessen geht die Bevölkerung auf die Straße – und das Regime lässt Proteste niederknüppeln.
Nzisabira: Viele Menschen haben Angst, sagen sich aber auch, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Ich befürchte, dass es zu weiteren Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten kommt. Am Dienstag waren Proteste in Bulawayo, der zweitgrößten Stadt des Landes, angekündigt. Die konnten nicht stattfinden, weil Bulawayo komplett abgeriegelt wurde. Denkbar ist aber auch, dass sich Polizei und Soldaten irgendwann selbst gegen das Regime wenden, denn auch sie leiden unter steigenden Preisen und Versorgungsengpässen.
Frage: Die Kirchen haben angeboten, in einem nationalen Dialog nach Auswegen aus der Krise zu suchen. Wird ihnen Gehör geschenkt?
Nzisabira: Die Regierung hat Angst vor einem echten Dialog. Denn dann müssten Mnangagwa und seine Gefolgsleute möglicherweise Macht abgeben. Trotzdem halten sich die Kirchen bereit, zwischen Regierung und Opposition zu vermitteln und eines Tages vielleicht doch alle Kräfte des Landes an einem Tisch zu versammeln. Der Regierung allein ist das jedenfalls nicht mehr zuzutrauen.
Frage: Wie steht es um die Helfer angesichts der angespannten Lage – können sie sich frei im Land bewegen?
Nzisabira: Das ist vielleicht der einzige Lichtblick im Vergleich zum Ende der Ära Mugabe. Die Arbeitsbedingungen für die Helfer haben sich seither gebessert. Die jüngsten Meldungen allerdings geben Anlass zu Sorge: Mehrere Menschenrechtler sollen entführt und gefoltert worden sein, einer von ihnen kam dabei angeblich ums Leben. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Nervosität in der Regierung wächst.
Von Joachim Heinz (KNA)
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