Kräutler, zur Verhinderung einer Eskalation herbeigeeilt, wurde von Sicherheitskräften zu Boden geworfen und abtransportiert. Die Menschen scharten sich um ihn und schrien: „Lasst ihn los – er ist unser Bischof!“ Das war, sagt er selbst rückblickend, „für mich wie eine zweite Bischofsweihe“. 1987 wurde Kräutler bei einem mysteriösen Autounfall schwer verletzt – als er sich dafür einsetzte, die Rechte der Indigenen in der neuen Verfassung zu verankern.
Dieser Kampfeswille ist weiter da, die Empörung über Menschenrechtsverletzungen und das Riesenstaudammprojekt am Xingu-Fluss, durch das Zehntausende Menschen ihnen Lebensraum verlieren. Scharfe Kritik äußerte Kräutler zuletzt im Interview der „Tiroler Tageszeitung“ am neuen Staatspräsidenten Jair Bolsonaro. Dessen Ankündigung, Amazonien für multinationale Bergbau- und Holzkonzerne zu öffnen, sei für ihn „wie ein Stich ins Herz“ gewesen. „Sie lassen uns in Brasilien eine vergiftete Umwelt zurück. Die interessieren sich keinen Deut dafür, was das für Folgen hat.“
Auch das Thema Seelsorge und die Rolle der Frau in der Kirche liegen Bischof Kräutler direkt am Herzen. Schon 1985 seufzte Papst Johannes Paul II. über der Landkarte mit Kräutlers Diözese: „zu groß!“. Damals gab es dort 16 Priester; heute sind es 33 – für eine inzwischen 15 Mal größere Zahl von Katholiken.
Immer wieder kursiert das Gerücht, in Xingu sollten künftig versuchsweise auch verheiratete, berufstätige Männer als Priester eingesetzt werden können. Papst Franziskus selbst habe gegenüber Kräutler geäußert, die Amazonas-Synode der Bischöfe im Vatikan solle „mutige Vorschläge machen“.
© KNA