Kurienbischof: Vatikan steht hinter Schülerprotesten zum Klima
Der Papst steht nach Einschätzung des argentinischen Kurienbischofs Marcelo Sanchez Sorondo hinter den weltweiten Klima-Protesten von Schülern. „Ich bin sicher, dass Franziskus mit dieser Initiative zum Schutz des Klimas sehr zufrieden ist“, sagte Sanchez, Kanzler der Päpstlichen Akademien für die Wissenschaften und die Sozialwissenschaften, der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ am Freitag. Der Bischof verwies auf die Umweltenzyklika „Laudato Si“ von 2015 und auf verschiedene Wortmeldungen des Papstes zum Pariser Klimaabkommen.
Das mangelnde Interesse von Regierungen weltweit an Klimafragen verglich Sanchez mit einem „kollektiven Selbstmord“. Aus Sicht des Vatikan brauche es eine „umfassende ökologische Umkehr“. Der Bischof sprach von einem „moralischen Imperativ“ zum Klimaschutz, der sich aus der biblischen Botschaft zur Schöpfungsverantwortung ergebe. „Wir sind die letzte Generation, die die Dinge ändern kann“, so der Argentinier.
Papst Franziskus sei über die Entwicklungen auf dem Laufenden, sagte Sanchez weiter. Er verwies auf das Abschmelzen der Andengletscher in der argentinischen Heimat des Papstes; die Eismasse sei um die Hälfte zurückgegangen. In der sonst überaus fruchtbaren südamerikanischen Pampa verzeichne man aufgrund anhaltender Trockenheit Ernteeinbußen von 30 Prozent.
Die Folgen des Klimawandels trügen vor allem die Armen, aber auch die Gesundheit der Reichen sei in Gefahr, sagte Sanchez. Nach seiner Auffassung müsste das Klimaabkommen von Paris revidiert werden; die Lage sei „viel dramatischer“, als man 2012 geglaubt habe. Sanchez steht den beiden päpstlichen Denkfabriken, denen renommierte internationale Wissenschaftler angehören, seit 1998 als Kanzler vor. Präsident der Wissenschaftsakademie ist der deutsche Ernährungs- und Umweltexperte Joachim von Braun.
Unterstützung auch von deutschen Wissenschaftlern und Hilfswerken
Deutsche Wissenschaftler, Hilfswerke und die Grünen bekundeten unterdessen erneut Unterstützung für die Aktionen der Schüler. Aus der Union kamen wegen der Verletzung der Schulpflicht kritische Töne. Inspiriert sind die Schulstreiks von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg, die im vergangenen Jahr allein vor dem schwedischen Parlament zu demonstrieren begonnen hatte.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor (26) sagte der „Heilbronner Stimme“, politisches Interesse der Schüler sei lobenswert. „Dem können sie aber auch in ihrer Freizeit nachgehen.“ Die Schulpflicht solle nicht von politisch opportunen Protestthemen abhängig gemacht werden.