Bewiesen ist, dass junge, auch minderjährige Mädchen und Frauen mit falschen Versprechungen nach Rinconada gelockt werden und dort in der Prostitution enden. „In 64 Fällen haben wir vergangenes Jahr gegen Menschenhandel ermittelt“, berichtet Staatsanwalt Paulo Deza im nahen Juliaca. „Jede zweite der Frauen war minderjährig“. In acht Fällen wurden Menschenhändler verurteilt.
Regelmäßig macht die Polizei Razzien in den Bordellen und Bars in La Rinconada. Minderjährige Mädchen werden dann entweder zu ihren Familien zurückgeschickt oder kommen in eine staatliche Betreuungseinrichtung. Oder sie treffen auf Padre Vicente. Vinzenz Imhof baut im Auftrag der Peruanischen Ordenskonferenz in Puno gerade ein Schutzhaus für Opfer von Menschenhandel auf.
Seit 2010 engagieren sich die lateinamerikanischen Ordensgemeinschaften im Netzwerk „Red Kawsay“ ganz speziell für Opfer von Menschenhandel. Der 56-jährige Franziskanerminorit Imhof aus Heidelberg und seine Mitstreiterinnen setzen vor allem auf Prävention. In Schulen und Kirchgemeinden klären sie Jugendliche über die Vorgehensweise der Menschenhändler auf. „Die Frauenhändler nutzen die Armut vieler Familien auf dem Land aus“, berichtet Imhof. Aber auch Töchter aus gut situierten Familien würden leicht Opfer, vor allem wenn ihre Eltern Tag und Nacht arbeiteten und ihre Kinder emotional vernachlässigten.
Das Thema „Frauenhandel“ ist in Perus Kirche angekommen. „Allerdings finden all diese Initiativen in der Departaments-Hauptstadt Puno statt“, bedauert Pfarrer Markus Degen. In La Rinconada, auf 5.000 Metern, wo es besonders nötig wäre, sei die Kirche kaum präsent. Vielleicht auch, weil ein solches Engagement große Gefahren bergen würde: „Es ist lebensgefährlich, in Rinconada gegen all das Böse, Negative, Unmoralische vorzugehen.“