Besonderes Gewicht will die Synode auf die Situation der rund 390 indigenen Völker Amazoniens legen. Es gelte, das „Recht auf Entwicklung, einschließlich der sozialen und kulturellen Entwicklung“, mit dem Schutz der Identität der angestammten Bewohner und ihrer Gebiete zu verbinden. Themen sollen allgemein auch Ungerechtigkeit, Armut, Ungleichheit, Gewalt, Drogenhandel und Diskriminierung von Migranten und Indigenen sein. Von den Beratungen über Amazonien, ein Gebiet von siebeneinhalb Millionen Quadratkilometern in neun Ländern, erhofft sich der Vatikan Impulse für die gesamte katholische Kirche und die Weltgemeinschaft.
Ein eigenes Augenmerk richtet das Vorbereitungspapier auf Frauen und ihre Gestaltung des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, religiösen und politischen Wandels. Angesichts ihrer „zentralen Rolle“ im Leben der Kirche müsse sich die Synode mit der Frage befassen, „welche Art von offiziellem Amt der Frau übertragen werden kann“. Es brauche auch „neue Wege, damit das Volk Gottes einen besseren und häufigeren Zugang zur Eucharistie haben kann“. Die Bischöfe werden dazu ausdrücklich um Vorschläge gebeten, welche „Dienste und Ämter mit amazonischem Profil“ geschaffen werden müssten.
Die für Oktober 2019 geplante Bischofssynode trägt den Titel „Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“. Das Gebiet Amazonien entspricht etwa dem Einzugsgebiet des Amazonas-Flusses in den Staaten Brasilien, Peru, Venezuela, Bolivien und Kolumbien. Es bedeckt fast die gesamte nördliche Hälfte des Kontinents Südamerika und zählt zu den wichtigsten Ökosystemen der Welt.
Der Projektabteilungsleiter des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Thomas Wieland, kommentierte das Vatikanpapier mit den Worten: „Die Kirche muss sich ändern. Und die Kirche wird sich ändern.“ Es gehe nicht „um ein bisschen Umweltschutz und ein paar kosmetische Veränderungen“. Die Amazonas-Synode bedeute „nicht weniger als einen Kulturwandel in der Kirche“, so der Adveniat-Experte für das Amazonasgebiet. Die Hauptperson der Synode sei die Gruppe der indigenen Völker. Ihre Kultur zu bewahren sei genauso wichtig wie die Bewahrung des Ökosystems. Adveniat fördert nach eigenen Angaben im Amazonasgebiet Projekte an der Basis mit rund drei Millionen Euro.
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