Frage: Wie ist insgesamt die Situation der Katholiken Hongkongs in Bezug auf Taufen und Priesternachwuchs?
Wenzel-Teuber: Hongkong ist auf jeden Fall eine Diözese mit sehr engagierten Laien. Es gibt viele, die sich nach der Arbeit noch intensiv für die Gemeinde einsetzen, etwa als Katecheten für die Taufbewerber. Manche lassen sich sogar frühpensionieren, um mehr für die Gemeinde tun zu können. Das finde ich schon sehr beeindruckend. Und jedes Jahr an Ostern gibt es etwa 3.000 Erwachsenentaufen, das ist eine enorme Menge – ich wüsste nicht, welche Diözese in Europa eine solche Menge an Taufen aufweisen kann. Ein Problem ist hingegen, dass es wenige Priesterberufungen gibt und für die wachsende Zahl der Katholiken damit wenige Seelsorger gibt. Im Gegensatz zu Festlandchina hat man hier aber das Ständige Diakonat eingeführt, sodass es da etwas Entlastung gibt. Auch arbeiten viele ausländische Ordensleute in Hongkong. Aber insgesamt bräuchte man mehr Seelsorger.
Frage: Wie erklären Sie sich die vielen Neutaufen?
Wenzel-Teuber: Ich denke, es hängt damit zusammen, dass es engagierte Laien und Gemeinden gibt. In Vorbereitung auf die Rückgabe Hongkongs an China gab es ja viele Befürchtungen auch in Bezug auf die künftige Religionsfreiheit. In der Diözese Hongkong hat man überlegt, wie man sich vorbereiten könnte und hat dann beschlossen, mehr auf Basisgemeinden zu setzen und Laien zu stärken. Ich könnte mir vorstellen, dass die heutige Situation auch auf diese Bemühungen zurückgeht.
Frage: Der Auftrag des Papstes an die Diözese Hongkong ist es ja, als Brückenkirche zu Festlandchina zu fungieren. Wie optimistisch sind Sie denn, dass Hongkong auch in Zukunft eine Brücke sein kann?
Wenzel-Teuber: Ich weiß nicht, ob Hongkong unmittelbar für die Verhandlungen zwischen Vatikan und China eine große Rolle spielen wird, aber ich denke, es spielt nach wie vor eine große Rolle für die lebendigen Kontakte auf verschiedenen Ebenen zur Kirche in China. Da gibt es viele Beziehungen auf Gemeindeebene, Theologen oder was die Arbeit der Caritas angeht. Das wird nach wie vor wichtig bleiben.
Das Interview führte Claudia Zeisel
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