Ochel: Die internationalen Hilfen, die wir vor einem Monat angefragt haben, kommen jetzt erst an. Es ist mir unbegreiflich, warum das so lange gedauert hat. Die Regierung wiederum hat lange gar nicht zur Kenntnis genommen, dass die meisten Gesundheitsdienste der Kirche während der gesamten Epidemie nicht geschlossen wurden. Mittlerweile kommt die Hilfe langsam in Gang. Materialien zum Infektionsschutz sind zumindest anvisiert. Wir haben aber eine alternative Bestellung über Misereor laufen lassen, weil wir uns nicht darauf verlassen wollten, dass diese Lieferung auch wirklich kommt. Gleichzeitig hoffen wir, dass die Regierung Personal zur Überwachung der Sicherheitssysteme stellt und eine Station zur Erstbehandlung von Patienten für das katholische Krankenhaus baut.
Frage: Wie wird die Krankheit von der Bevölkerung aufgenommen? Haben die Menschen die Gefahr erkannt?
Ochel: Sicher, die Menschen überreagieren sogar oft; sie haben Panik. Man muss sich natürlich schützen, aber hier in Liberia geben die Menschen einem noch nicht mal mehr die Hand. Wenn jemand fiebrig aussieht, schlagen sie gleich Alarm und rufen in den Gesundheitszentren an. Allerdings gibt es auch Imame und andere Religionsführer, die kontraproduktive Ratschläge geben. So sollen etwa Muslime ihre Verstorbenen weiterhin nach ihrem Ritus eigenhändig waschen, was eine hohe Ansteckungsgefahr birgt.
Frage: Was sagt die katholische Kirche?
Ochel: Die Bischofskonferenz hat klare Anweisungen an Priester gegeben, etwa für das Aussparen des Friedensgrußes, beim Austeilen der Kommunion oder der Erteilung von Sakramenten an Verstorbene. Das entspricht der weit verbreiteten „No touch“-Politik, bei der die Menschen Berührungen zu vermeiden versuchen. Viele Priester haben natürlich Angst, weil ihnen das komplexe medizinische Wissen fehlt. Deshalb organisieren wir Ausbildungsprogramme.