Organisationen fordern mehr Kampf gegen Armut
Johannesburg ‐ Die großen Industrie- und Schwellenländer (G20) sind uneins wie selten zuvor. Aktivisten hoffen auf eine „Koalition der Willigen“, um die drängenden globalen Probleme anzupacken.
Aktualisiert: 21.11.2025
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Vor dem G20-Gipfel in Südafrika haben Entwicklungsorganisationen die Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer (G20) zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen Armut, Hunger und Klimawandel aufgerufen. „Es ist an der Zeit zu handeln – noch heute“, sagte Tyler Booth, Koordinatorin eines Netzwerks von 80 zivilgesellschaftlichen Gruppen aus 20 afrikanischen Ländern.
Die G20-Staaten dürften bei ihrem Treffen am Wochenende in Johannesburg „keine leeren Versprechen oder falsche Lösungen“ liefern. Es müsse wirksame Veränderungen im Kampf gegen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sowie die Auswirkungen der Erderwärmung geben, sagte Booth.
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa versicherte am Donnerstag zum Abschluss eines dreitägigen „Sozialgipfels“ gesellschaftlicher Organisationen, dass die Prioritäten der Entwicklungsländer im Mittelpunkt der südafrikanischen G20-Präsidentschaft stünden. Er nannte eine gerechte Energiewende, Finanzreformen, den Schutz der Schwachen und inklusiven Handel, also ein System, von dem möglichst viele Länder und Bevölkerungsgruppen profitieren.
Der erste Gipfel auf dem afrikanischen Kontinent wird von Konflikten und geopolitischen Spannungen überschattet. US-Präsident Donald Trump boykottiert das Treffen komplett. Die Staatsoberhäupter Argentiniens und Mexikos bleiben auch zu Hause. Wegen eines internationalen Haftbefehls fehlt Russlands Präsident Wladimir Putin. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping schickt seinen Regierungschef Li Qiang. Erstmals ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) dabei.
Die Erwartungen an den Gipfel sind gering. Trotz der erkennbaren Uneinigkeit der Staatenlenker mahnten Aktivisten zu entschlossenem Handeln, riefen nach einer „Koalition der Willigen“.
Justice and Peace Commission spricht von moralischem Versagen
„Die Zukunft des globalen Kampfes gegen Hunger steht auf dem Spiel“, sagte Gesundheitsexpertin Fiona Uellendahl vom Kinderhilfswerk World Vision. Angesichts einer Zunahme von Autokratien müssten jene G20-Staaten, die unverändert der globalen Gerechtigkeit verpflichtet seien, starke Allianzen bilden. Die Beseitigung von Hunger hänge „in erster Linie von politischem Mut und von intelligenten Strategien innerhalb der G20“ ab.
Erstmals in der Geschichte der G20-Gipfel steht die weltweit wachsende Ungleichheit auf der Tagesordnung. Eine unabhängige Expertenkommission legt den Staats- und Regierungschefs am Samstag ihren Bericht vor. Demnach untergräbt die Arm-Reich-Schere nicht nur Gesellschaften und Demokratien, sondern schadet auch der Wirtschaft.
Auch das Thema Schulden steht auf der Agenda. Afrikanische Staaten müssten im Schnitt 17 Prozent ihrer Einnahmen für die Rückzahlung von Schulden bezahlen, berichtete Olawunmi Ola-Busari von der Organisation ONE. Der bislang vorliegende Rahmen, wie die G20-Staaten das Problem angehen wollen, sei völlig unzureichend. Sie müssten sich zu strukturellen Reformen verpflichten, um Schuldenlast und Kapitalkosten zu reduzieren und Zugang zu nachhaltiger Finanzierung zu sichern.
Ähnliches hatte Anfang November auch die Justice and Peace Commission (JCP) der Südafrikanischen Katholischen Bischofskonferenz gefordert. Es sei ein „moralisches Versagen“, dass die Länder des afrikanischen Kontinents „mehr für Schuldenzahlungsverpflichtungen ausgeben als für die öffentliche Gesundheit, Pflege und Bildung zusammen“, betonte JPC-Direktor Pater Stanslaus Muyebe OP laut einem Bericht von Vatican News. Der Dominikaner fügte hinzu, die Schuldenlast führe dazu, dass 23 afrikanische Länder gezwungen seien, mehr Mittel für den „Schuldendienst“ als für Initiativen zur sozialen Entwicklung bereitzustellen.
KNA
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